…. und dein Partner vielleicht auch. Wäre das nicht schön? Jeden Tag so ein paar Mal. Und dazwischen lassen wir mal alles schön laufen und schauen ein bisschen zu. Ich habe eine tolles Hobby: Ich beobachte Menschen und ich beobachte Kinder. Beim Spielen hauptsächlich. Ebenso wenn sie erzählen, streiten oder verhandeln.
Wenn du dir Zeit nimmst, Kindern zuzuhören und ihnen beim Spielen zuzusehen, dann versuch einmal, vollkommen bewertungsfrei, aber wertschätzend den Kindern zu sagen, was du gesehen hast. Nicht so sehr auf die Fortschritte zu achten, die dein Kind dabei macht, sondern die Gefühle, die es dabei ausdrückt.
Deine Tochter Michaela spielt liebevoll mit den Puppen, wickelt und füttert sie usw.
Du sagst ihr z. B.: (die Worte sind hier nicht so wichtig, sondern dein wertschätzender, bewertungsfreier Ausdruck) „Du drückst die Puppe so liebevoll an dich. Du schaust immer so entspannt und glücklich aus, wenn du mit deinen Puppen spielst!“ Und aus. Mehr nicht! Kein: „Ich glaube, du spielst gerne mit Puppen!“ Da legst du einem Kind wieder Worte in den Mund.
Wenn dein kleiner Sohn dir hilft, den Müll wegzubringen, dann vielleicht: „Ich habe dich heute nur einmal gefragt, und schon bist du fröhlich da und hilfst mir!“
Warte dann ab, ob und was dein Kind erzählt, bevor du dein Lob, deine Anerkennung oder deinen Dank aussprichst. So lernst du viel besser kennen, was dein Kind dazu bewegt, dieses zu spielen, was es begeistert oder erfreut. Der obige Satz kann dann durchaus als Schlusssatz gelten.
Kinder hinaufziehen heißt vor allem, sie zu sehen wie sie sind. Ihnen einmal die ganze Aufmerksamkeit zu schenken, ohne ihnen gleich die eigene Definition oder Bewertung mitzuteilen. Kinder die so gesehen werden, werden in ihrem Ich bestärkt.
Ich mache die Beobachtung sehr oft, dass Kinder über ihr Können und ihre Leistung gesehen werden. So lernen sie: Wenn ich etwas leiste bin ich in Ordnung. Das mag ja in manchen Ohren gut klingen. Doch ein Mensch, der sich über die Leistung und sein Können definiert, wird nie zufrieden sein mit sich.
Ich weiß, es ist schwer sich zurück zu nehmen. Man will ja sein Kind immer weiterbringen. Hinaufziehen heißt also nicht: Ich ziehe es dorthin, wo ich es gerne haben möchte. ——- und hier ist es wichtig zu unterscheiden, dass nicht ich es ziehe, sondern, das Kind zieht sich an meinen Worten hoch, sozusagen am “Gesehenwerden“.
Ich möchte euch ein Beispiel aus meinem Leben erzählen: Es war mein verstorbener Mann, der mich als erstes im Leben gesehen hat, so wie ich bin. Und da war ich bereits 40 Jahre. Er hat immer genau beobachtet und jedesmal, wenn ich bei mir selber war, hat er mir ein Feedback gegeben. Einmal sagte er zu mir: „Du gehst so aufrecht auf die Kinder zu und schenkst ihnen deinen liebevollen Blick!“ Ich habe das nie vorher so bei mir gesehen. Ich dachte immer, dass ich eher vorsichtig agiere, um sie nicht zu überrumpeln. Ich zog mich an seinen Worten hoch, weg von meiner Fehleinschätzung. Seitdem mache ich das, sooft ich kann, weil ich spüre, dass es mein Zugang zu den Kindern ist.
Ich liebe Kinder und kann gut mit ihnen umgehen und freue mich sehr darüber, dass das jemand an mir gesehen hat. Gesehen zu werden, was richtig für einen ist, ist das Schönste, was man im Leben erleben kann. Ob es die Eltern sind, ein Lehrer, mein Ehepartner oder ein Freund, der mir viel bedeutet. Und es genügt einer, der das so macht. Ich kann euch versichern, diesen Menschen wirst du immer lieben.
Möchtest das nicht vielleicht du sein?
Beobachten – mein Stichwort fürs nächste Mal – auf ein paar Beispiele.