Stell dir vor, dein Kind hat innen eine weiße Tafel angebracht. Eine Tafel, auf der nichts steht. Ein großes leeres Blatt Papier. Dein Kind ist gerade so auf die Welt gekommen.
Auf diese Tafel wird ein Leben lang geschrieben. Die ersten 3 Jahre schreiben die Eltern, Großeltern, die Krabbelstubenpädagogin. Die nächsten drei Jahre kommt die Kindergartenpädagogin dazu, auch Kollegen aus dem Kindergarten. Dann Lehrer und andere Miterzieher. Medien, Freunde, Trainer, Musiklehrer. Bis es irgendwann mit dieser Tafel in die Welt hinausgeht und sagt: „So bin ich!“
Menschen werden kommen und ihren Kommentar dazu abgeben: „So wie du bist, ist es nicht in Ordnung“, „wenn du so schwierig bist, möchte ich nicht mit dir arbeiten oder leben“!
Oder: „Du bist ein wunderbarer Mensch“! „Du bist der richtige Mensch an meiner Seite!“ „So wie ich bin, fühle ich mich wohl und die Menschen, mit denen ich lebe, auch!“
Was auch immer: Alles, was auf dieser Tafel steht, ist sein Selbstwert.
Kinder schreiben selber nie von sich aus etwas auf diese Tafel. Es wird ihnen aufgeschrieben. Es sind die Rückmelder ihres Verhaltens, die ich oben aufgeschrieben habe. Bis sie sich ihres Selbst bewusst sind und selbst bestimmen, was auf ihrer Tafel geschrieben steht, dauert es aber. Manche schaffen es nie, manche schaffen es bald.
Wenn du dein Kind so anschaust und beobachtest, was denkst du hast du bereits auf seine Tafel geschrieben?
-dass es anstrengend ist?
-dass es eine Prinzessin ist, die verwöhnt werden muss?
-dass es falsche Gefühle hat?
-dass es verantwortlich sein muss für die Gefühle der Eltern?
oder vielleicht, dass es gut mit der kleinen Schwester umgehen kann, dass es beim Streiten oft nachgibt, dass es gerne gewinnt, besonders gerne Kartoffeln mag, dass es immer lächelt, wenn es zur Oma fährt, dass es die Farbe blau mag, dass es nicht gerne alleine schläft, dass du gestern noch geweint hast, weil du Angst hattest vor dem Hund und heute schon ganz mutig zu ihm hingehst. usw.
Angefügt kein Minuszeichen und auch kein Ausrufungszeichen. Keine Likes oder Grinse-Smileys. Sondern einfach ein Punkt. So bist du.
So bist du und ich freue mich, dass ich der Mensch bin, der dir aufschreiben durfte, was dich authentisch macht.
Viele Menschen liegen heute auf sündteuren Couchen von Psychotherapeuten und Psychologen. Sie wollen wissen, wer sie wirklich sind. Sie fragen sich, warum sie sich so überfordern haben lassen. Sie wollen wissen, warum sie immer unzufrieden sind oder kauf-, drogen- oder alkoholsüchtig geworden sind.
Das hätte verhindert werden können, wenn sie in ihrer Kindheit einen, zwei oder drei Menschen gehabt hätten, die ihnen aufgeschrieben hätten, wer sie sind und das es gut ist, dass sie so sind.
Dass sie nicht der unvollkommene Abklatsch von Mütter-, Väter oder Lehrer- Traumvorstellungen geworden sind, sondern so einzigartig und wunderbar wie Gott oder das Universum es für genau diesen Menschen erdacht hat.
Bist du aber erwachsen geworden, dann schau genau hin, ob du so manches nicht löschen oder verändern möchtest. Für das bist du aber dann ganz alleine verantwortlich. So schwer es auch ist, das zu akzeptieren. Niemand anderer als du kann deinen Selbstwert verbessern.
Die Menschen, die deinen Selbstwert jetzt stärken oder schwächen, hast du dir selber ausgesucht.
Doch Kinder vertrauen in den ersten 10- 12 Jahren darauf, dass ihr es gut macht mit ihrem Selbstwert.