#Fähigkeiten, die uns Mensch sein lassen

Ich lese gerade das Buch „Eine kurze Geschichte der Menschheit!“ von YUVAL NOAH HARARI
Mit der Rezension von ZEIT WISSEN: „Dieses Buch lässt Gehirne wachsen!“
Ja, das mag stimmen. Wir stammen von den Affen ab und haben es in relativ kurzer Zeit geschafft (gemessen am Alter, wo Leben auf diesem Planeten ist) andere menschliche Spezies auszuschalten und uns in Raubtiermanier die Erde untertan gemacht. Dabei so nebenbei zahlreiche Arten an Fauna und Flora ausgerottet und viele Artgenossen, die darauf leben, durch unzähligen Konflikte und Kriege getötet.

Wenn ich heute Eltern beobachte beim Erziehen, wenn ich zuhöre, was sie tun und was ihnen wichtig ist, dann überkommt mich oft die Empfindung, dass es ein hohes Mass an Leistung beihaltet, aber sehr wenig an Bewusstseinszuständen und Herzensfähigkeiten wie z. B.: Liebe, Mitgefühl, Dankbarkeit, Hingabe, Vertrauen beinhalten . Doch diese Fähigkeiten machen uns Menschen erst menschlich.

Ich denke, viele Eltern sind der Meinung, dass man mit solchen Fähigkeiten zwar nobel unterwegs ist, aber für das Berufsleben, dass hart und unerbittlich sein wird, eher zweitrangig ist. Eltern ist auch wichtig, dass ihr Kind das macht, was ihm gefällt, für was es sich berufen fühlt und seinen Sinn im Leben findet.

Die Unsicherheit der Eltern ist groß. Vielleicht spüren Eltern, dass ihre Kinder an einer Weggabelung stehen, die alle in Zukunft vor großen Herausforderungen stellen. Wie Pror. Dr. Johannes Huber in seinem neuen Buch “ Es existiert“ schreibt: “ Links steht das Schild Homo sapiens sapiens: Der Mensch, der Bescheid weiß und reif ist, Höheres zu erreichen. Rechts steht das Schild Homo bestialis, der Mensch, der ein Raubtier bleiben will.“

Wir werden nicht umhin können, einmal gründlich darüber nachzudenken, was wir unseren Kindern wirklich lehren und vorleben wollen. Das momentane Menschenvolk wird durch den momentanen Konsum- und REligionsfanatismus, durch Ausgrenzung und Vorurteile nicht die Reife erreichen, die uns links abbiegen lassen wird, um sich zum reifen und weisen Sapiens zu entwickeln.

Ich habe den schönen Satz letztlich gehört: „Wir brauchen Menschen, die uns hochheben!“ Werde euch morgen meine Gedanken darüber schreiben

Charakter und Persönlichkeit

Heute war wieder einmal Family pur. Bin ja eine Mutter von drei Kindern und deto auch dreifache Schwiegermutter wo jedes Paar mir zwei Enkelkinder geschenkt hat, jeweils Mädels. Ebenso auch bin ich in der Familie meines Lebensgefährten mit zwei Kindern, Schwiegerkindern und bald sechs Enkelkindern involviert.

Eine Herausforderung, sowohl in logistischer Hinsicht als auch „beziehungstechnisch“ immer wieder sehr spannend. Wir haben aber großes Glück miteinander und unseren Kindern, dass große Konflikte ausbleiben.

Die Eltern heute, so fällt mir auf, sind sehr beschäftigt damit, den Kindern viele Möglichkeiten der Weiterentwicklung zu geben. Vor allem, was ihr Selbstvertrauen betrifft. Doch der Unterhaltungs- und Motivationsdrang vieler Eltern klingt in meinen Ohren oft nach Stress.

Viel wichtiger ist für mich die Frage: Wie entwickelt sich die Persönlichkeit meines Kindes weiter? Wobei man von Persönlichkeit noch nicht im ausgereiften Zustand reden kann. Diese ist eigentlich noch im Raupenstadium. Der Schmetterling ist noch nicht geschlüpft. Ziehe ich einen Menschen heran, der andere hochzieht, ihn weiterbringt und für die Umwelt, Gesellschaft, Natur und das Zusammenleben der Sapiens bereichert? Wieviel investieren Eltern hier an Engagement?

Hatte ein schönes Gespräch mit einer meiner Enkeltöchter. Sie erzählte mir, was sie alles machen wird in nächster Zukunft. Ich fragte sie – wir lagen schon miteinander im Bett – was sie heute für jemand anderen getan hat? Sie hörte mir zu und meinte: „Du bist ja schon groß, da muss man immer was für andere tun!“ Unser Gespräch ging weiter und wir unterhielten uns ausführlich über das, was mir so wichtig ist und mir große Freude bereitet. Ich denke, ich brachte das meist sehr schlagfertige kleine Mäuschen ein bisschen zum Nachdenken.

Ich denke auch, man erzählt den Kindern viel zu wenig von dem, was einem selber so wichtig ist. Dabei ist das mindestens genauso wichtig, wie mit ihnen unterwegs zu sein zu neuen Highlights und herausfordernden Erlebnissen.

Ein Tipp: Beschreibt mal begeistert euer Hobby! Und was ich sonst noch dazu zu sagen habe, erzähle ich euch morgen. 😉

Elterliche Führung: Beispiel Nr. 2

Kennt ihr den Begriff: Natürliche Autorität? Habt sicherlich schon einmal diesen zusammenhängenden Begriff gehört. Ein Mensch, der ohne Anstrengung Stärke ausstrahlt, Sicherheit und die Botschaft:  Er weiß, was er tut.

Bleibe nun in der maskulinen Sprache bzgl. „der Mensch“. Egal ob Männchen oder Weibchen. Er kennt seine Grenzen, weiß sich und andere gut zu führen, hat zu allem eine klare Meinung. Er weiß auch, wann er aufhören und wo anfangen muss. Er kennt seine Stärken, hat kein Problem seine Schwächen auszusprechen und Fehler einzugestehen. Er braucht in keine Rolle schlüpfen, sondern genügt sich selber, so wie er ist. Er ist gerecht und wahrhaft, wertschätzend und aufmerksam. Er drängt sich nicht in den Vordergrund und fordert nichts ein. Und und und…

Haben solche Kinder eine Lehrer oder eine Kindergärtnerin, einen Lehrherrn oder einen Mentor, ganz egal: Sie blühen auf.

Leider gibt es diese Menschen nicht wie Sand am Meer. Dabei ist es ja unser Ziel in der Erziehung, solche Menschen zu erziehen.
Dennoch wir hängen mit unserer Schuld drinnen. Schuld sind die Eltern, die Lehrer, die Gesellschaft usf., dass wir so nicht sein können.

Doch wollen Kinder solche Eltern, die  perfekt sind? Ich denke nicht. Ich glaube, dass Kinder und Eltern aus ihrer Un-Perfektheit heraus sich gegenseitig beim Lernen unterstützen, sodass jeder ein Erfolgserlebnis haben kann.
Ein kleiner Junge wollte nicht nach Hause gehen vom Kindergarten. Normalerweise holt ihn die Mutter ab, diesmal war es der Vater. Die Kigapädagogin kennt die langwierige  Prozedur schon. Mama kommt, Kinder versteckt sich, Mama hat Geduld, Geduld geht zu Ende, Mama droht, Kind weint und geht widerstrebend mit.

Der Vater, keinesfalls sich als perfekter Papa fühlend, kennt aus Erzählungen diese Problematik. Er kommt herein und schaut seinem Sohn zu. Dieser spielt noch ganz hingebungsvoll mit dem Duplozug. Er interessiert sich, lässt sich kurz erzählen, was da grad passiert. Dann sagt er einen sehr schönen Satz: „Sebastian, wie du mit dem Zug spielst, das habe ich noch nie bemerkt. Dass dich das so fasziniert, ist wirklich schön anzuschauen…(Große Pause)  Ich habe nun ein Problem: Ich soll dich ganz schnell zu Hause abliefern bei der Mama, weil ich dringend weg muss. Jetzt spielst du noch so intensiv, und ich weiß nicht wir mir das gelingt!“ Aufrichtig und ehrlich sagt er das zu seinem Sohn. Dieser legt die Lokomotive zurück, steht auf, nimmt den Vater an der Hand und sagt: “ Mit meiner Hilfe schaffst du das schon!“

Auch das ist elterliche Führung. Und ein Beispiel für eine authentische Beziehung zwischen zwei Menschen, die sich mögen und sich gegenseitig schätzen. Die Respekt voreinander haben und hervorragend kooperieren.

Wenn wir aufhören, und über die Definitionsmacht auszudrücken, fangen die Kinder an, uns zu sehen. So wir sind. Manchmal schwach und manchmal gut unterwegs. Aber niemals geben wir die Verantwortung aus der Hand. Sie bleibt bei uns Erwachsenen. Und das ist gut so.

Elterliche Führung- Beispiel Nr.1

Vor kurzem hatte ich Besuch von einer Mama mit einer sehr gescheiten Tochter (8). Diese las den ganzen Tag in einem spannenden Buch. Da sie sehr selten auf dem Land sind, es war ein wunderschöner Tag, wollte die Mama. dass ihre Tochter mitgeht auf einen Spaziergang. Doch sie wollte unbedingt weiterlesen.  Die Mutter akzeptierte den Wunsch sofort, nachdem ihre Tochter gleich ein grantiges Nein ausgesprochen hat und lies ihre  blasse Tochter lesend zurück . Draußen war das schönste Wetter, ein klarer Tag mit Sonnenschein. Als wir auf die Anhöhe mit schöner Aussicht ankamen, tat es der Mutter leid, ihre Tochter nicht überredet zu haben.
Sie meinte, es geht ihr immer so. Ihre Tochter zu etwas zu überreden, geht gar nicht mehr. Sie ist so eigensinnig und tut meistens was sie will! Außerdem ist sie eh oft krank, will daher ihre  Tochter nicht überfordern.

Kommt euch das irgendwie bekannt vor?

Hier sind die Auswirkungen der führungsschwachen Mama bereits sichtbar.  Viele Gründe gibt es, die Führung nicht übernehmen zu können. Die eigene Kindheit ist fast immer daran beteiligt. Aber die Kindheit ist vorbei. Kinder bringen an den Tag, was man vor Erwachsenen gut verschweigen kann. Sie holen alles hervor. Jede Schwäche. Kinder wollen, dass Eltern sich ihren Schwächen stellen und in Stärken verwandeln.
Kinder können einen dabei helfen. Mit dem Satz: „Manchmal weiß ich nicht so genau, was richtig und was falsch ist, doch ich werde immer besser herauszufinden, was du wirklich brauchst!“  Kinder fangen an zu kooperieren und sie lernen sehr viel dabei:

  • Dass man Schwächen haben darf, dass man, wenn man dafür einsteht sich weiterentwickeln kann
  • Sie lernen, dass  Eltern nicht fehlerfrei sind und man ihnen vertrauen kann.
  • Sie spüren, dass es um ihre Bedürfnisse geht und nicht um die der Eltern.Wenn die Mutter sagen würde ( nur einer von vielen  Satz-Möglichkeiten )
    “ Ich kann mir vorstellen, dass es besonders spannend ist. ES fällt mir schwer, dich da herauszureißen. Aber noch wichtiger ist mir deine Gesundheit und darum möchte ich jetzt, dass du mit mir in die frische Luft gehst. So viel Frischluft erwischen wir beide lange nicht wieder. Also los, zieh dich an, wir starten gleich los!“

Es ist in diesem Falle die frische Luft und die Bewegung, die natürlich gesund  fürs Kind ist, aber noch besser ist, dass die Beziehung gesund geblieben ist. Die Mutter hat die Führung übernommen, ohne die Wünsche des Kindes zu ignorieren.

Es ist die innere Einstellung, der Klang der Stimme und nicht bestimmte Worte, die Kinder spüren lassen, dass die Eltern wissen, was ihr Kind wirklich braucht und diese  auch in ihren Wünschen gesehen werden.

Es ist nicht leicht, vielleicht sogar eine totale Umstellung, aber in kleinen Schritten, mit Hilfe der Kinder, wird es immer mehr gelingen.

Führen durch den Dschungel der Kindheit

Ich möchte euch heute eine kleine Geschichte erzählen:

Stellt euch vor, ihr habt ein Dschungelabenteuer gebucht. Ein Führer wurde vor Ort engagiert, einer, wovon sie ausgehen, dass er sie sicher durch die lauernden Gefahren bringt. Doch dieser Führer erweist sich zunehmend als Schwächling. Dauernd fragt er, was ihr wollt. Er geht Kompromisse ein. Er meint, da soll man nicht durchgehen, könnten doch Krokodile lauern. Doch ihr besteht darauf. Mit Tränen in den Augen, bettelt ihr ihn an, diesen Weg zu nehmen. Er gibt nach, doch das Affenvolk, das sich dort aufhält, frisst alle Vorräte weg. Der Führer macht euch auch noch   verantwortlich dafür, weil ihr jetzt hungrig weitergehen müsst. Ihr wollt unbedingt auf dieser Lichtung sitzen bleiben und schickt den Guide weg, um etwas Essen zu besorgen. Das euch dann gar nicht schmeckt.  Ihr esst es nicht, der Guide entschuldigt sich tausendmal dafür, dass er das Falsche gebracht hat. Er meint, wenn ihr es nicht essen wollt, müsst ihr nicht.  Doch der Weg ist noch lang. Ihr seid nahe am Zusammenbrechen und besteht darauf, dass dieser Dschungelführer euch sofort ans Ziel bringt. Mit Abkürzung. Das macht er auch, aus lauter schlechtem Gewissen. Doch er hat sich verlaufen, weil er von der vorgegeben Route abgewichen ist. Und so irren sie alle noch herum, ängstlich und unentschlossen und machen sich gegenseitig verantwortlich, dass sie nie zu ihrem Ziel gekommen sind. Sie hausen heute in einer eingefallenen Hütte und der vielversprechende Anfang wurde zu einer einzigen Enttäuschung.
Und wenn sie nicht gestorben sind……

Die Kindheit ist dieser Dschungel, die Kinder wissen nicht, wohin die Reise geht. Aber sie haben Eltern, die sie sicher durch dieses den Kindern unbekannte Land führen müssen. Sie sollten wissen, was die Kinder brauchen und nicht ihren momentanen Wünschen nachgeben. Weil sie sich sich sonst alle verirren würden. Die Kinder würden verunsichert sein und voller  Angst bleiben. Im Märchen endet eine  Geschichte oft mit einem Schloss. Es ist Sinnbild für einen starken Charakter. Die Hütte ist der labile, verunsicherte Mensch, der sein Ziel, seinen Sinn des Lebens nicht findet. Seine Kraft verloren hat und seine Persönlichkeit nicht reifen konnte.

Wisst ihr, wie viele Eltern ich heute beobachte, die ihrem Kind die Führung in ganz vielen existentiellen Dingen überlassen?  Die Folge davon sind Machtkämpfe und dass sie  Verantwortlichkeit nicht lernen können.  Diese Kinder hausen dann ihr Leben lang in einer baufälligen Hütte und machen andere dafür verantwortlich, dass sie sich in dieser Lage befinden.

Ein paar Beispiele gefällig? Beim nächsten Mal gerne!