Buchvorschlag: Neue Autorität

Heute möchte ich euch ein ganz besonderes Buch vorstellen.
Prof. Dr. phil. Haim Omer, Lehrstuhlinhaber für Klinische Psychologie an der Universität in Tel Aviv, hat ja schon seit einigen Jahre einen herausragenden Ruf
und ist in Fachkreisen sehr geschätzt.
Haim Omer hat nun zusammen mit Philip Streit, einem Grazer Fachmann auf dem Gebiet, einen Ratgeber für Eltern geschrieben, weil seine Fachbücher für Normalos doch schwer zu lesen sind.

Ich kann euch dieses Büchlein nur von ganzen Herzen weiterempfehlen. Es könnte wirklich Hilfe bringen wenn Kinder anfangen zu pubertieren und wenn Familienkonflikte schnell eskalieren.
Genauso gut können sich Eltern von jüngeren Kindern fit machen und so Sicherheit finden, wie elterliche Autorität in der Familie gesund und beziehungsstärkend praktiziert wird.

Es ist kein Schmöker, reich an Beispielen und klar und deutlich in seinen Ausführungen. Unbedingt lesen, kenne momentan nichts vergleichbares.

Haim Omer/Philip Streit Verlag Vandenhoeck &Ruprecht
„Neue Autorität: Das Geheimnis starker Eltern“

Intelligenzen- ergänzen!

Als ich euch im letzten Beitrag auf die multiplen Intelligenzen aufmerksam machte, kam eine ganz bestimmte Intelligenz nicht zu Wort und zwar die
Emotionale Intelligenz.
Daniel Goleman schrieb ja einst das bekannte Buch darüber.

Dieses Buch war ein Meilenstein im Wissen um das Gehirn des Menschen. Mittlerweile schreitet man auf dem Weg der Erforschung des menschlichen Gehirns in Riesenschritten voran und speziell für mich ist es jedesmal ein Abenteuer, darüber zu lesen. Doch alles was wir bis heute wissen, ist erst der Anfang.

Die emotionale Intelligenz, die Gardner so nicht beschrieben hat, wird aber eine der wichtigsten Intelligenzen der Zukunft sein. In Zeiten wo Digitalisierung, Roboterisierung und der Umgang mit künstlichen Intelligenzen gang und gäbe sein wird. Umso mehr ist die rein menschlich emotionale Intelligenz gefragt.

Gefühle zu erkennen, richtig zu deuten und daraus Schlüsse zu ziehen, wird uns noch länger keine Maschine abnehmen.
Ebenso unsere Bedürfnisse und die der anderen zu sehen und achtsam damit umzugehen, wird ausschlaggebend sein, ob wir als Menschheit überleben oder nicht.
(neben den Raketen der Großmächte und der Klimakatastrophen).

Individualität ist ein Wort unserer Zeit und deswegen sollten wir die Zukunft unserer Kinder nicht wieder dafür opfern, sie zu willfährigen Sklaven von Wirtschaft und Politik zu machen, indem man euch Eltern einredet: Gute Noten, Matura, studieren- nur so hast du eine Chance. Keiner meiner vielen Kinder – die ich begleitet habe und das waren so um die 500 – waren gleich. Jedesmal war ich wieder überrascht, welch individuelle Fähigkeiten und Begabungen, Talente und Vorstellungen in jedem Kind stecken. Begabungen, die beglücken und ein sinnvolles Leben ermöglichen können, auch mal ohne Matura.

Ich möchte keinesfalls den Erfolg schmälern, der auf logisch-mathematische Kompetenzen oder sprachliche Intelligenz beruht. Das ist großartig. So großartig wie jede andere Intelligenz es auch ist. Doch erst in Kombination mit anderen Intelligenzen wird es daraus wirklich erfolgreich sein. Denn ich kenne viele Akademiker, die ihr Familienleben nicht auf die Reihe bringen oder sich sehr unsozial gegenüber ihren Kollegen verhalten.

Und das sollten die Kinder wissen, nachdem sich die Eltern vergewissert haben, welche Hochbegabung in ihrem Kind steckt.

Habt ihr ein Kind, dass gerne anderen etwas beibringt, eine kleine Führungspersönlichkeit ist, sich inmitten der Menschenmenge pudelwohl fühlt, sich sozial engagiert und gerne Party macht, sich willenstark und unabhängig zeigt, dann freut euch über die „Interpersonale Intelligenz“ eures Kindes und sagt ihm das. Besonders, wenn es sich vielleicht im Rechnen oder bei der Einzelkonzentration schwer tut.

Und wenn euer Sohn ständig kleine Tiere seziert, euch auf Mülltrennung aufmerksam macht, am liebsten immer ein Haustier um sich haben und nur mehr biologische Lebensmittel essen möchte, dann freut euch über die „Naturalistische Intelligenz“ eures Kindes, auch wenn es kaum musikalische Fähigkeiten hat und sich in der Rechtschreibung schwer tut. Auch, wenn du vielleicht Musiker bist oder dir ein Spaziergang schon eine Anstrengung ist.

Ebenso ist eine sozial ausgeprägte Kompetenz genau so viel wert, wie die „visuelle Intelligenz“ deiner Tochter, die jetzt schon Modeschauen macht und sich als Fotografin ihr Leben vorstellen möchte.

Wichtig ist, dieses dem Kind gegenüber mit Worten auszudrücken und ihm mit Worten seine Intelligenzen auf die „weiße, leere Tafel“ zu schreiben, die ich euch im Beitrag „Tabula rasa“ beschrieben habe. Sein Selbstwert wird erheblich gestärkt.

Viel Freude beim Auffinden der Hochbegabung eurer Kinder.



I

Lauter Einser- sooo intelligent!

Ich möchte euch heute von einem meiner Lieblingsthemen schreiben.
Die acht Intelligenzen von Gardner. Waren sie mal nicht so populär, sind sie mittlerweile wieder gefragter denn je.

Ich habe ca 500 Kinder betreut und jedesmal war ich erstaunt über die unterschiedlichsten Intelligenzen der Kinder. Sie genau zu beobachten und ihnen Feedback zu geben, welche Bereiche ihres Wesens und ihrer Anlagen besonders ausgebildet sind, war mir ein Vergnügen.

Immer wieder habe ich festgestellt, dass jedes Kind eine Hochbegabung hat. Nämlich in einer eben dieser multiplen Intelligenzen, mit denen Howard Gardner die herkömmliche Intelligenzmessung auf den Kopf gestellt hat.

Wenn ich den Eltern sagte: “ Euer Kind beobachtet so gerne Tiere, freut sich jedesmal, wenn wir in den Wald gehen, interessiert sich für Pflanzen über das normale Maß hinaus!“ – bekam ich meist die Antwort: „Ja eh, aber er kann noch nicht bis 10 zählen und beim Namenschreiben hat er auch seine Schwierigkeiten, was wird das mal in der Schule?“ Die Ängste der Eltern beziehen sich meist auf die logisch-mathematische oder sprachliche Intelligenz.

Nicht zu unrecht, denn diese Fächer werden hauptsächlich benotet, sie entscheiden, wie gut ein Zeugnis letzten Endes bewertet wird.

Ich habe viele Kinder erlebt, bei denen ich wirklich ein ungutes Gefühl hatte, wenn die Schule auf sie zukam. Wohlbemerkt die „Regelschule“ wie sie so üblich ist in Österreich.
Die sieben anderen Intelligenzen sind da weniger wichtig in der Schule oder bei den Eltern. Es ist zwar schön, wenn ein Kind mit Gestik und Mimik sich gut ausdrücken kann oder große Empathie und soziale Fähigkeiten in den Unterreicht einbringt.

Aber recht viel mehr ist es nicht. Diese Kinder erfahren aber selten, dass sie vielleicht ein hohe „Körperlich-kinästhetische Intelligenz“ oder eine überdurchschnittliche „Interpersonelle Intelligenz“ besitzen. Sie werden weder von den Eltern noch von den Lehrern in dieser Weise gestärkt.

Ich finde es so schade, dass hier so viel menschliches Potenzial nicht genützt wird, die Eltern über die wahren Fähigkeiten der Kinder getäuscht werden. Getäuscht, in dem ihnen von priorisierenden Fächern wie Mathe und Deutsch suggeriert wird, dass ihr Kind leider nicht so intelligent ist als eines, dass in diesen Fächern lauter Einser schreibt.
Aber vieler dieser anderen genauso brillanten Kinder, werden in der Wirtschaft nicht gebraucht oder verhelfen den Kindern womöglich nicht zu dem Erfolg, den Eltern sich für ihre Kinder wünschen.

Ich würde den Eltern von Herzen wünschen, dass sie mehr Selbstbewusstsein zeigen, wenn es um die Fähigkeiten und die speziellen Intelligenzen ihrer Kinder geht. Das Glück, der innere Erfolg und der Sinn im Leben von vielen Kindern, würde sich verzigfachen.

Ihr könnt euch bei Interesse ganz viel mehr Infos aus dem Internet herunterladen, Bücher darüber besorgen oder Tests ausdrucken. Die „Checkliste für die acht Intelligenzen“ hilft euch dabei, fündig zu werden. (Eigentlich sind es ja neun, aber macht euch schlau darüber)

Jedenfalls sucht nach der Hochbegabung eures Kindes und stärkt es, hier weiterzumachen und Neugierde und Motivation zu investieren.

Hier führe ich die Namen noch an und ein paar der speziellen Berufe, die sich daraus entwickeln können ( Viele andere natürlich auch)
Die Fähigkeiten im speziellen, dann in der Checkliste.
Körperlich- kinästhetische Intelligenz:
TänzerIn, ChirurgIn, HandwerkerIn, PhysiotherapeutIn uva.
Visuell räumliche Intelligenz:
FotografIn, ArchitektIn, PilotIn, StadtplanerIn uva.
Intrapersonelle Intelligenz: TherapeutIn, KünstlerIn, SofwareentwicklerIn, ForscherIn uva.
Musikalische Intelligenz:
MusikerIn, InstrumentenmacherIn, ToningenieurIn, KomponistIn ….
Sprachliche Intelligenz:
BibliothekarIn, SprachlehrerIn, JournalistIn, JuristIn…..
Interpersonelle Intelligenz:
PolitikerIn, KrankenpflegerIn, PersonalchefIn, Reisekaufmann/frau.
Logisch-mathematische Intelligenz:
ComputerspezialistIn, BetriebswirtIn, BuchhalterIn, MathematikerIn….
Naturalistische Intelligenz:
BiologIn, LandwirtIn, ForstwirtIn, GärtnerIn, TierärztIn, LandschaftsplanerIn
Existentielle Intelligenz:
PfarrerIn, PhilosophIn, Spirituelle FührerIn

Wie gesagt, diese Intelligenzen sind multipel, das heißt, sie kommen in verschiedenen Kombinationen vor und ergänzen einander. Doch sehr oft ist eine davon sehr stark erkennbar.

Zeugnistag- Gute Noten, alles gut?

Auch meine Enkelkinder haben heute die Zeugnisse bekommen. Lauter Einser werden gepostet und stolze Kinder und Eltern freuen sich darüber. Das ist ganz sicher ein besonderes Ereignis.

Ein wenig provokant sind Gedanken, die dazu in meinem Kopf auftauchen. Waren doch meine Zeugnisse damals sicherlich nicht so gut. Doch was wäre gewesen, wenn sich meine Eltern die Zeit genommen hätten, Tag für Tag bei uns Kindern zu sitzen und oft unter Wut und Tränen, mit zeitweiliger Bestechung und manipulativen Aktionen uns Kinder zum Lernen zu bringen, wie Eltern es heute tun?

Denn so höre ich sehr oft, laufen Nachmittage in Familien ab, wo Schulkinder zu Hause sind. Eltern, die eine ganz bestimmte Schule im Auge haben und die Kinder dazu bringen müssen, den dazupassenden Notenschnitt am Ende des Tages vorzuweisen.
Lehrer, die so übermäßig viel Hausübungen geben, dass Wochenenden danach geplant werden müssen. Wie sagte die Lehrerin einer VS: „Es gibt Kinder, die stellen die Schultasche am Freitag ins Eck und holen sie erst am Sonntagabend wieder hervor!“

Ach du Schreck!!! Entspannen die Kinder vielleicht zuviel? Verdummen sie am Wochenende? Einstmals haben wir die Hausübungen selbständig relativ rasch erledigt, damit wir nach draußen zum Spielen kommen, weil die Nachbarskinder bereits gewartet haben. Wochenende und Ferien waren HÜ-frei.
Wir haben die Matura geschafft, viele studierten oder wurden erfolgreiche Handwerker, Künstler, Sozialarbeiter, Lehrer, Spitzensportler usw.
Kinder sind heute nicht gescheiter als wir es waren. Sie werden mehr gefördert und trotzdem jammern Handwerksbetriebe, Pflegeorganisationen, Sportvereine, Lehrer, Ärzte usw. über Nachwuchsprobleme. Vor allem jammern viele Vorgesetzte oft über fehlende Motivation und Neugierde.

Es gibt keine Konzepte, wie bei so vielen, was momentan auf der Welt passiert. Aber dass wir den Kindern hauptsächlich über Leistung die Zukunft offerieren, das wird sicher schief laufen.

Vor kurzem hörte ich einen bekannten Zukunftsforscher sagen: „Die wichtigste Eigenschaft in der Zukunft ist die emotionale Intelligenz!“
Und hier sehe ich weder im Schulbetrieb noch in vielen Familien die Möglichkeiten und das Wissen dazu, dass dies auch gelingen kann.

Der Leistungsgedanke impliziert unser konsumales Denken. Der Konsumismus treibt uns voran. Denn wozu denn sonst das Bestreben, dass Kinder sich ganz dem Leistungsbetrieb unterstellen müssen?

Der Sinn des Lebens kann es ja nicht sein, am dessen Ende zu sagen, ich habe viel konsumieren können und große Leistungen in die Konzerne eingebracht. Ich habe viel Leistung erbracht, aber sonst ist mir nichts wirklich gelungen.

Ich finde, wenn wir alle nicht bald anfangen, den Kindern den Spirit der Klimarettung, unseres sozialen Zusammenhalts , sowie unser moralischen und ethnischen Verpflichtungen allen Lebewesen dieser Welt gegenüber zu entzünden, dann haben wir versagt, Kindern eine Zukunft zu übergeben, in der sie so leben können, wie wir es uns für sie wünschen.

Da stellen sich die Fragen für alle Eltern:
Was mache ich, dass die Welt besser wird, sie lebenswert bleibt?
Für was kämpfe ich mit Überzeugung, dass meine Kinder sehen, wie wichtig es ist, für etwas zu kämpfen, dass der Friede und die Lebensqualität erhalten bleibt?

An was glaube ich? Das zu hinterfragen und den Kindern selbstkritische und systemkritische Gedanken mitzugeben, ist etwas, das Kinder lernen sollen.

Sonst werden sie bald aufgesaugt von Dingen, die für Mächtige Bedeutung haben, aber nicht für ihren Lebenssinn.



Kindliche Eifersucht

Niemals ist ein Kind verantwortlich dafür zu machen, dass es eifersüchtig ist.
Das habe ich im letzten Blog noch angemerkt.
Im Gegensatz zum Erwachsenen, der selbst dafür verantwortlich ist, seine Eifersucht zu heilen und mit ihr fertig zu werden.

Doch dieses Wissen scheint heute nicht mehr anzukommen. Zumindest sehr oft nicht.
Heute werden Kinder verantwortlich gemacht und geschimpft, angewiesen, korrigiert, belächelt oder definiert, wenn sie eifersüchtig sind.

Erwachsene machen dann den Partner oder äußere Umstände verantwortlich dafür.

Es ist so fatal, dass mir oft die Worte fehlen, wenn mir solche Probleme herangetragen werden.

Wenn Kinder verantwortlich gemacht werden: „Du brauchst/sollst nicht eifersüchtig sein, hast keinen Grund dazu!“ „Hör endlich auf zu spinnen, dein Bruder…!“ „Wieso weinst du schon wieder…!“ „Deine ständige Eifersucht auf deine Schwester nervt!“

Wenn Kinder eifersüchtig sind, haben sie einen Grund. Den Grund liefert die ganze Familie. DAs Kind reagiert nur auf ein Defizit.

Kinder brauchen eines um verantwortungsvolle Menschen zu werden: Eltern müssen dieses Problem ernst nehmen und der Eifersucht auf den Grund gehen.

Wenn Eltern nicht die Verantwortung übernehmen, werden die Kinder auch als ERwachsene nicht die Verantwortung über ihre Unzufriedenheit übernehmen.

Länger anhaltendegravierende Eifersucht die in der Kindheit nicht aufgelöst , gehört und aufgelöst wird, wird ins Erwachsenenalter mitgenommen.

Kann man dem Kind noch sagen, es soll ruhig oder vernünftig sein, kann man dem Erwachsenen nicht mehr vorschrieben, was zu tun ist. Aggression, Ängste, langwierige Therapien. Man kann sich vorstellen, wie langwierig Heilung sein wird. Wenn sie überhaupt gelingt. Leiden sind jedenfalls vorprogrammiert. Bei allen Beteiligten. „

Doch bei Kindern kann man Eifersucht gut heilen. Wenn wir sie ernst nehmen und verantwortlich fragen: z.B.:

-„Ich bin jetzt wirklich ratlos. Dachte immer, ich behandle euch fair und gleichberechtigt. Das kann aber nicht sein, weil du immer wieder Eifersucht spürst.“

-„ist es Eifersucht, die du spürst, oder ist es Neid. WAs denkst du? Ich würde dir gerne helfen, dieses für dich so negative Gefühl loszuwerden. Wie kann ich dir helfen?“ (Ältere Kinder)
_ „Komm zu mir wenn du magst und erzähle mir, was dich so ärgert!“ (
-„Mir ist aufgefallen, dass du ….. besonders empfindlich bist. Möchtest du es mir erzählen?“

Das besondere an diesen Fragen ist:

  1. Die Eltern sehen das Problem und nehmen sich verantwortlich dem Kind an
  2. Sie lassen dem Kind die Möglichkeit offen, ohne Angriff von dem Ereignis, der Emotion zu erzählen.
  3. Jetzt ist der Raum offen, urteilsfrei eine Lösung zu finden, weil sich das Kind nicht verteidigen muss. Es fand kein Angriff auf seine Integrität statt.
  4. Das Kind ist an der Lösungsfindung unmittelbar beteiligt. Das ist enorm wichtig zur Entwicklung seines Selbstwertgefühls

Viele Möglichkeiten gibt es. Doch eines ist wichtig: Solltet ihr dieses Problem in eurer Familie drastisch auf längere Zeit spüren, dann nehmt es ernst und euch wirklich Zeit dafür. Später ist es zu spät.

Literatur gibt es genug:

https://www.herder.de/theologie-pastoral/wenn kinder eifersüchtig sind.

Bilderbuch: „Immer nur Philip!“ (Bärbel Spathelf)

Triggerpunkt Eifersucht

Eifersucht, das wissen wir, ist eine Eigenschaft die Leiden schafft. Ist ja ein gängiges Sprichwort. Unter Partner, unter Geschwister und allen Menschen, vielleicht auch Tieren, die die Liebe zuwenig spüren. Der Eifersüchtige meint, er kommt nicht an erster Stelle, ein Dritter nimmt ihm das , was eigentlich ihm zusteht. Es definiert sich als Angst, das zu verlieren, was dem Betreffenden am liebsten und wertvollsten ist.

Eifersucht ist eine Verlustangst und ein Ausdruck von Unzufriedenheit. Auch ein Zeichen von vermindertem Selbstwertgefühl.
Bleiben wir jetzt bei den Kindern. Unter Geschwistern gibt es viele Gründe eifersüchtig zu sein. Ein kleineres Geschwisterchen das geboren wird, ein großer Bruder oder eine große Schwester, die mehr Anerkennung und Wertschätzung bekommen.

Immer ist Eifersucht ein Zeichen, das etwas nicht stimmt. Entweder die Hierarchie stimmt nicht oder die Wertschätzung der Persönlichkeit des Kindes wird zuwenig angesprochen. Es gibt hier soviele Möglichkeiten, warum Kinder eifersüchtig sind.

Es geht aber immer um Liebe und Anerkennung.

– Dass ich so geliebt werde, wie ich vorgesehen bin.

– Dass ich gesehen werde, um dabei genügend Wertschätzung erlebe und meine Einzigartigkeit erfahre.

– Dass meine Schwächen und Unzulänglichkeiten angenommen werden und sie als Teil meiner Integrität wertgeschätzt werden.

– Dass ich von den Eltern unterstützt werde, meine ureigenste Persönlichkeit zu entwickeln, sie mir Zeit und echte Gefühle schenken.

  • Dass das, was ich bin, nicht durch Leistung, Aussehen, Talent, Temperament in Verbindung gebracht wird.

Sollte Eifersucht in der Familie bei euch Thema sein. Vielleicht findet ihr euch irgendwo.

Nächstes Mal dann mehr, doch eines noch heute: Nie ist das Kind verantwortlich dafür, dass es eifersüchtig wird. Niemals.




Microsignale – wenn das Kind Amok läuft

Du kennst sicher Situationen, die eigentlich kein Konfliktpotenzial enthalten und doch eskalieren sie. Sei es beim Anziehen am Morgen, beim Schlafengehen oder wenn es nur darum geht, dass Geschwister sich auf einmal benachteiligt fühlen.

Schuld sind sehr oft herablassende Microsignale, die wir aussenden und die unsere Abwehrhaltung oder Missbilligung signalisieren. Wir spüren in uns einen Widerwillen gegen eine Haltung oder eine Reaktion des Kindes. Obwohl wir es vielleicht geschafft haben, uns verstandesmäßig auf eine eventuelle übersteigerte Reaktion des Kindes einzustellen und ruhig zu bleiben, kann es sein, dass wir sofort minimalst die Stirn krausen. Vielleicht nach dem Satz: „Kommst du bitte anziehen, ich habe es eilig!“- seufzen, weil Simon jetzt doch noch mal eine Runde mit seinem Matchboxauto zieht. „Kommst du jetzt bitte!“ weitere Signale … und schon eskaliert die Situation.

Wir senden täglich 2000 bis 4000 Microsignale aus und empfangen auch etwa so viele. Unterstützende Microsignale wie ein Lächeln, ein Nicken oder strahlende Augen oder eben auch herablassende : Rollende Augen, Stirnrunzeln, ein Gähnen, Seufzen usw.

Doch diese MS gehen sogleich als Info ins Reptiliengehirn. Dorthin, wo wir nicht denken, sondern nur reagieren. Dort sitzt die Amygdala, die sofort diese Signale decodiert und reagiert. Decodiert heißt – bei diesem Signal wirds ungut. Diese Info marschiert vorbei an jeder Rationalität, direkt zu diesem Gehirnteil, das wir von unseren Urahnen, den Neandertalern herübergerettet haben. Sie kann vieles, aber leider nicht denken. Am besten kann sie hochschießen und ziemlich heftig überreagieren.

Ein Kind versteht oft die Wörter und Sätze nicht, die Eltern ihm sagen. Sehr oft ist es überfordert mit den vielen Anweisungen, Botschaften, Hinweisen, Wünschen und Strafandrohungen. Je jünger ein Kind ist, desto mehr ist es auf Microsignale aus unserem Gesicht angewiesen um zu lesen, wie es uns geht und was wir fühlen. Das ist auch der Grund, warum Kinder oft ausrasten, obwohl wir es ja lieb und nett gemeint haben. Was wir sagen ist für jüngere Kinder so bis zu drei vier Jahren zweitrangig. Sie sind angewiesen auf diese Signale, unsere Mimik um Gefühle zu deuten.

Wenn dein Auftreten als wütend gedeutet wird, löst es im Kind ebenso Wut aus oder Unruhe. Schuld sind die Spiegelneuronen. Erst wenn du mit dir eins bist, dich absolut nicht mehr über ein bestimmtes Verhalten deines Kindes aufzuregen, dann wird es sein Verhalten ändern. Mit Sicherheit. Es kann in Ruhe zuhören und denken lernen, weil seine Amygdala dieses nicht dauernd boykottiert.

Das ist eine ungemein interessante Entdeckung, die Gehirnforscher hier gemacht haben.

Du kannst deine Microsignale nicht beeinflussen. Sie sind so wahnsinnig ehrlich. Wenn du innerlich Wut empfindest, dann kannst du noch so lieb schauen, du sendest das Gegenteil aus und unsere schlauen Kinder, die noch nicht so viel denken gelernt haben wie wir, deuten mithilfe des primitivsten und ältesten Teil unseres Gehirns, was wir wirklich fühlen.

Dass das beim Kind Verwirrung auslöst, könnt ihr euch sicher denken. Und dann geben wir dem Kind die „Schuld“, wenn es aufgrund der Verwirrung so reagiert, wie wir uns das eigentlich nicht gewünscht haben.

Was ich damit ausdrücken will: Nicht euer Kind ist verantwortlich dafür, wenn es wütend wird, sondern unsere verwirrend ausgedrückten Signale und Botschaften und seine ehrliche Amygdala.

Ebenso seine Erfahrung, die es in der Vergangenheit mit unseren Reaktion gemacht hat.

Das könnt ihr euch, wenn ihr wollt unter der Rubrik: „Einfach zum Nachdenken“ einordnen.

P.s.: Auch ihr lasst euch verwirren, von Menschen, die reden , aber anders handeln. Die euch was einreden wollen und dabei gar nicht dahinterstehen. Die nett sind und hinter eurem Rücken ganz anders agieren. …. und ganz sicher geht’s auch euch nicht gut dabei.

„Redundanz“ – oder auf deutsch: Überrasche dein Kind

Redundanzen sind sprachliche Wiederholungen, vorhersehbare Sätze die sich auch noch dauernd wiederholen. „Hör auf!“ „Ich hab dir schon zweimal gesagt, dass…“ „Kannst du nicht endlich mal!“ , „Warum hörst du nie zu“ usw. Wenn den Sätzen der Eltern/Lehrer die Überraschung fehlt und die Kinder quasi den angefangenen Satz zu Ende sprechen können. ;-), dann wird es Zeit seine Kommunikationsform zu ändern.

„Kinder reagieren anders, wenn wir etwas sagen, dass sie nicht erwartet haben!“ schreibt Anette Prehn in ihrem Buch, das ich euch schon vorgeschlagen habe. (Brainsmart 1) Sie halten inne, hören zu und – was will man mehr – sie denken nach.

Ich sagte einem Mädchen, dass einem anderen die Puppe weggenommen hat: „Wenn einer weint, der andere lacht, ist das Beste nicht gemacht!“
Ihr hättet sehen sollen, wie nachdenklich dieses Kind geworden ist. Als ich es später beobachtete, hat es seiner Spielgefährtin den Vorschlag gemacht, gemeinsam mit der Puppe spazieren zu gehen.
Ich hörte es und nickte dem Mädchen zu. Es freute sich ungemein, dass ich ihren Fortschritt gesehen habe und ich ihr mit meinem Nicken meine Wertschätzung schenkte.

Es sind die kleinen Dinge die hängenbleiben und auch ein Glück wenn etwas so ankommt . Bei einem anderen Kind würde der Satz vielleicht nichts bewirken. Darum ausprobieren, die Kinder überraschen: Mit Sprichwörtern, Zitaten, mit Humor, mit seinen eigenen Gedanken, mit einer Umarmung ohne Worte, mit einem Satz, den es jetzt nicht erwartet hat.

Es braucht Phantasie dazu, ja, aber wenn man mal anfängt von den Anweisungen wegzukommen und Überraschungs-Sätze formuliert, kommt man in Übung und die leidige „Redundanz“ hat keine Chance mehr.

Sokrates twittert

Natürlich twitterte er nicht. Aber was wäre, wenn er getwittert hätte? Heute einmal ein Abstecher zu den alten Griechen mit einer
Geschichte, die mir vor kurzem in die Hände gefallen ist. Sie passt wunderbar als Gegenstück in unser heutiges Social Media Leben. Also lassen wir ihn posthum einmal twittern.

Sokrates und die drei Siebe

Zu Sokrates kam einer und sagte: „Sokrates, das muss ich dir erzählen…!“ „Halt ein“, unterbrach ihn der Weise, „hast du das, was du mir sagen willst, durch die drei Siebe gesiebt?“ „Drei Siebe?“, fragte der andere verwundert. „Ja, guter Freund, lass sehen, ob das, was du mir sagen willst, durch die drei Siebe hindurchgeht: Das erste ist die Wahrheit. Hast du alles, was du mir erzählen willst, 
geprüft, ob es wahr ist?“ „Nein, ich hörte es erzählen
 und…“. „So, so. Aber sicher hast du es im zweiten Sieb geprüft. Es ist das Sieb der Güte. Ist das, was du mir erzählen willst, gut?“ Zögernd  sagte der andere: „Nein, im Gegenteil…“   
„Hm…“, unterbrach ihn Sokrates, „so lass uns noch das dritte Sieb anwenden. Ist es notwendig, dass du mir das erzählst?“ „Notwendig nun gerade nicht…“ „Also….“sagte lächelnd der Weise, „wenn es weder wahr, noch gut, noch notwendig ist, so lass es begraben sein und belaste dich und mich nicht damit!“ Sprach’s und ging seiner Wege.

Ist diese Geschichte nicht großartig? Ich werde sie bald einmal einbauen in die Kommunikation mit meinen E-Kids. Keine Fake News hätten eine Chance, wenn wir alle ein wenig weiser wären. Ich weiß nicht, was die Geschichte mit euch macht. Mir leistet sei wertvolle Dienste.

Viel Spaß beim Sieben :-)))