Du kennst sicher Situationen, die eigentlich kein Konfliktpotenzial enthalten und doch eskalieren sie. Sei es beim Anziehen am Morgen, beim Schlafengehen oder wenn es nur darum geht, dass Geschwister sich auf einmal benachteiligt fühlen.
Schuld sind sehr oft herablassende Microsignale, die wir aussenden und die unsere Abwehrhaltung oder Missbilligung signalisieren. Wir spüren in uns einen Widerwillen gegen eine Haltung oder eine Reaktion des Kindes. Obwohl wir es vielleicht geschafft haben, uns verstandesmäßig auf eine eventuelle übersteigerte Reaktion des Kindes einzustellen und ruhig zu bleiben, kann es sein, dass wir sofort minimalst die Stirn krausen. Vielleicht nach dem Satz: „Kommst du bitte anziehen, ich habe es eilig!“- seufzen, weil Simon jetzt doch noch mal eine Runde mit seinem Matchboxauto zieht. „Kommst du jetzt bitte!“ weitere Signale … und schon eskaliert die Situation.
Wir senden täglich 2000 bis 4000 Microsignale aus und empfangen auch etwa so viele. Unterstützende Microsignale wie ein Lächeln, ein Nicken oder strahlende Augen oder eben auch herablassende : Rollende Augen, Stirnrunzeln, ein Gähnen, Seufzen usw.
Doch diese MS gehen sogleich als Info ins Reptiliengehirn. Dorthin, wo wir nicht denken, sondern nur reagieren. Dort sitzt die Amygdala, die sofort diese Signale decodiert und reagiert. Decodiert heißt – bei diesem Signal wirds ungut. Diese Info marschiert vorbei an jeder Rationalität, direkt zu diesem Gehirnteil, das wir von unseren Urahnen, den Neandertalern herübergerettet haben. Sie kann vieles, aber leider nicht denken. Am besten kann sie hochschießen und ziemlich heftig überreagieren.
Ein Kind versteht oft die Wörter und Sätze nicht, die Eltern ihm sagen. Sehr oft ist es überfordert mit den vielen Anweisungen, Botschaften, Hinweisen, Wünschen und Strafandrohungen. Je jünger ein Kind ist, desto mehr ist es auf Microsignale aus unserem Gesicht angewiesen um zu lesen, wie es uns geht und was wir fühlen. Das ist auch der Grund, warum Kinder oft ausrasten, obwohl wir es ja lieb und nett gemeint haben. Was wir sagen ist für jüngere Kinder so bis zu drei vier Jahren zweitrangig. Sie sind angewiesen auf diese Signale, unsere Mimik um Gefühle zu deuten.
Wenn dein Auftreten als wütend gedeutet wird, löst es im Kind ebenso Wut aus oder Unruhe. Schuld sind die Spiegelneuronen. Erst wenn du mit dir eins bist, dich absolut nicht mehr über ein bestimmtes Verhalten deines Kindes aufzuregen, dann wird es sein Verhalten ändern. Mit Sicherheit. Es kann in Ruhe zuhören und denken lernen, weil seine Amygdala dieses nicht dauernd boykottiert.
Das ist eine ungemein interessante Entdeckung, die Gehirnforscher hier gemacht haben.
Du kannst deine Microsignale nicht beeinflussen. Sie sind so wahnsinnig ehrlich. Wenn du innerlich Wut empfindest, dann kannst du noch so lieb schauen, du sendest das Gegenteil aus und unsere schlauen Kinder, die noch nicht so viel denken gelernt haben wie wir, deuten mithilfe des primitivsten und ältesten Teil unseres Gehirns, was wir wirklich fühlen.
Dass das beim Kind Verwirrung auslöst, könnt ihr euch sicher denken. Und dann geben wir dem Kind die „Schuld“, wenn es aufgrund der Verwirrung so reagiert, wie wir uns das eigentlich nicht gewünscht haben.
Was ich damit ausdrücken will: Nicht euer Kind ist verantwortlich dafür, wenn es wütend wird, sondern unsere verwirrend ausgedrückten Signale und Botschaften und seine ehrliche Amygdala.
Ebenso seine Erfahrung, die es in der Vergangenheit mit unseren Reaktion gemacht hat.
Das könnt ihr euch, wenn ihr wollt unter der Rubrik: „Einfach zum Nachdenken“ einordnen.
P.s.: Auch ihr lasst euch verwirren, von Menschen, die reden , aber anders handeln. Die euch was einreden wollen und dabei gar nicht dahinterstehen. Die nett sind und hinter eurem Rücken ganz anders agieren. …. und ganz sicher geht’s auch euch nicht gut dabei.