Sofort ein Weinen und ein Heulen

Einer meiner Söhne stellt sich, wie sicher viele andere Eltern auch, die Frage: „Was ist das nur, dass Kinder oft so ein Theater machen, wenn sie etwas nicht bekommen. Wenn sie was nicht dürfen oder nicht so gemacht wird, wie sie sich das vorstellen, dann schreien und heulen sie los und sind daraufhin schwer zu beruhigen!“

Warum Kinder so überreagieren hat vielfältige Gründe, doch denke ich, die Kinder haben recht. Sie lernen von klein auf, dass sie wichtig sind, sogar sehr wichtig.

Eltern, die Wirtschaft, die Medien haben das Projekt: „Kind“ ausgerufen. Werbung die mit Kindern gemacht wird, Themenparks, überall Geburtstagsfeiern die einander an Action übertreffen. Hatte mal meine Enkerltochter zum Geburtstagsfeiern da. Ich wohne ja auf dem Land und sie ist mit Mama und Freundinnen mit dem Zug angereist. Ein „Bäuerinnen-Pass“ wurde zum Geburtstagsereignis. Kartoffel einlegen, Hennen tragen, Leiter klettern, Quellen aufspüren uvm. Eine Mutter meinte, wie sollte sie das jetzt toppen , auch ihre Tochter war bald acht? Sie mietete eine Strech-Limousine , die dann mit den 8 jährigen Mädels eine Spritzfahrt unternahm. Auch Urlaube beinhalten alles, was ein Kinderherz begehrt. Manche Kinder erleben in zwei Wochen, was ich in 15 Jahren nicht erlebte.

Ich denke, unsere Gesellschaft hat verlernt, mit Kindern umzugehen. Kinder werden für Werbezwecke missbraucht, dass Erwachsene Geld damit verdienen, manipuliert um eigene Bedürfnisse gestillt zu bekommen, verwöhnt aus Angst, dass sie zu kurz kommen, oder dass man selber mehr geliebt wird oder damit vermeintlich ruhig gestellt werden. Kinder werden mit Reizen überflutet, in der Meinung, sie werden dadurch gebildeter. Kinder sind heute vielfach gestresst, überfordert von zahllosen Angeboten, Nachmittagsveranstaltungen, Kursen, übermäßigem Zuckerzufuhr und ständigen Kinderbetreuungsangeboten. Nebenbei haben sie keine Pflichten, ihre Mithilfe ist beliebig und Kinder sagen einfach „Nein“ wenn man sie um etwas bittet.

Wir machen täglich Fotos von ihnen , alles wird dokumentiert, gepostet und für wichtig befunden.
Dazu ein paar Fragen und Gedanken:

Prägen diese unsere Einstellungen das Selbstbewusstsein unserer Kinder?

Welche Botschaft geben wir ihnen mit, das Leben verstehen zu lernen?

Wenn ich als Kind so einen hohen Stellenwert habe, warum sollte ich dann irgendwo zurückstecken?

Wenn ich für alle so wichtig bin, dann bin ich wichtig. Ich bin der Mittelpunkt der Gesellschaft, daher habt ihr mich jederzeit wichtig zu nehmen.

Wenn ich der Mittelpunkt der Gesellschaft bin, dann bin ich nicht Teil der Gemeinschaft. Warum sollte ich mich deshalb unterordnen?

Diese Gedanken und Fragen, vielleicht etwas überzeichnet, lasse ich jetzt einfach so stehen. Werde das nächste Mal euch die andere Seite mit neuen Sichtweisen aufs Kind beschreiben. Vielleicht gefallen euch diese ja besser 🙂

Gut Ding braucht Weile- Von Spätzündern und Frühreifen.

Nach einer kurzen Pause, momentan ist viel Arbeit in meinem weitläufigen Gartenareal, bin ich wieder dabei, mehr Regelmäßigkeit in mein Schreiben zu bringen.

Heute möchte ich euch von einem Gespräch mit einer ehemaligen Kindergarten-Mutter erzählen, die ich zufällig getroffen habe. Franziska (Name natürlich geändert) war ein ganz besonderes Kind, als es mit vier Jahren zu mir in den Kindergarten kam. So anhänglich, dass ich den Raum nicht verlassen durfte, ohne sie mitzunehmen. Sie verfolgte mich wie ein Schatten, hatte keine Freundinnen, viel Angst, konnte sich nicht konzentrieren, war aber von einer freundlichen sanften Art, die einen bezauberte. Ich tröstete die verunsicherte Mama oft und versicherte ihr, dass sie eine Spätzünderin zu sein scheint, die mit ihrer Art irgendwann alle verzaubern wird. Ein Jahr lang, wich sie nicht von meiner Seite. Auch in der Schule tat sie sich anfangs sehr schwer. Ihre Mama, die mit ihrer Familie einen Bergbauernhof bewirtschaftete, erzählte mir oft von Lehrern, mit denen sich Franziska sehr schwer tat und von mäßigen Lernerfolgen.

Jetzt nach zwei Jahren traf ich Franziskas Mama wieder und sie schwärmte mir vor, wie gut es Franziska in der NMS ginge. Mittlerweile war sie Klassensprecherin und kam beim Lernen gut mit. Sie war beliebt und aufgeweckt.

Ich hatte oft Kinder, die ihr Potential erst viel später anfingen zu entwickeln. Ich hatte auch viele Frühentwickler, die aktiv sofort im Gruppen-Geschehen mitmischten, mit ihrer Art aber bald an Grenzen stießen. Jedenfalls habe ich mit Spätzündern schon viele positive Überraschungen erlebt. Auf der anderen Seite sich mit sogenannte Frühstartern durchaus auch Schwierigkeiten einstellten.

Wie ein Kind sich entwickelt, hängt von so vielen Faktoren ab. Weder die rosarote noch die schwarze Brille sind ein geeignetes Hilfsmittel, Kinder richtig zu sehen.

Kinder sind so einzigartig in ihrer Entwicklung, in ihrem Werden. Jeden Tag kann was Neues geschehen. Es liegt an den Eltern, nicht ängstlich oder zu sicher Kinder sie zu beeinflussen. Lasst dem Kind Zeit und stärkt es, seinen Weg zu gehen. Wie immer es in seiner Persönlichkeit angelegt ist.

Nie, niemals vergleichen, ein Kind hervorheben oder Kinder zuhören lassen, wie so von den Erfolgen oder Talenten eines anderen Kindern schwärmen. Das wirkt zerstörerisch auf die Motivation und die kindliche Seele.

Haben wir heute schon die Hausübung gemacht?

Kennt ihr die schlichtweg gebräuchlichste Beziehungssünde? Heute habe ich sie zweimal gehört, darum schreib ich gleich darüber. Sie fällt schon gar nicht mehr auf, weil sie in die Elterngesellschaft eingezogen ist und nun fast in aller Munde ist.

Sätze wie: „Wir haben bei der Schularbeit einen Zweier bekommen.“, Wir haben heut sehr viel Hausübung aufgehabt…“! Glaubst du, wird unserer Lehrerin das auffallen…“ „Wir werden uns das sicher nicht gefallen lassen, dass die Kindergärtnerin immer die anderen Kinder bevorzugt…“ und und und.

Wenn man einmal ein Ohr dafür entwickelt hat, dann merkt man, dass viele Eltern bei Dingen, die eigentlich nur das Kind angehen, in der Wir-Form sprechen.

Jesper Juul sprach während meiner Ausbildung zur Seminarleiterin einmal von der Seuche „Selbstwertschwäche“, die Mitteleuropa heimgesucht hat. Ursache: Immer eine Gesellschaft, die sich in die Abhängikeit begibt, (Konsum, Leistung, Verwöhnung usw.) deren Individuen, die darin leben, nicht mehr ihre eigene Persönlichkeit authentisch ausbilden können. Man wird erwachsen, aber nicht wirklich reifer, was das anbelangt und bekommt Kinder.

Der nächste Schritt ist nun, dem heranwachsendem Kind seine Identität nicht zugestehen zu können. Viele selbstwertschwache Eltern verbinden sich nun mit dem Kind zu einer Person. Alles was dem Kind passiert, passiert auch ihnen.

Ziemlich problematisch diese Geschichte. Es ist schwer möglich, seine eigene Identität zu entwickeln, wenn Kinder nicht als eigenständiges Wesen, abgekoppelt von den Gefühlen, Talenten, Meinungen, Schwächen, Stärken ect. der Eltern gesehen werden. Abgesehen davon, dass ich mich als Erwachsener, als jemand der führen sollte, auf das Niveau des Kindes begebe.

Jedes Individuum ist einzigartig, kein einziges Lebewesen, ob Mensch, Tier oder Pflanze ist gleich, kein einziger Mensch gleicht dem anderen. Das sollten Kinder ganz früh so erleben dürfen.

Wenn ich mein Kind sehe, dann sehe ich es mit SEINEN Problemen, mit SEINEN Stärken, Schwächen, Schwierigkeiten. Das sind mit Sicherheit nicht meine. Mitfühlen, sich in das Kind einfühlen, es in eine andere Richtung schauen lassen, gewisse Dinge bedenken lassen, seinem Kind Hilfe geben, sich selbst helfen oder sich einfach raushalten und darauf vertrauen, dass es dieses Problem alleine bewältigen kann. DA sind zwei am Werk. Ein Erwachsener und ein Kind.

Diese wichtigen persönlichkeitsbildenden, selbstwertstärkenden, Eigenverantwortlichkeit bildenden Maßnahmen sind gefragt.

Vorausgesetzt ihr wollt ein solches Kind mit diesen reifen Persönlichkeitsanteilen.
Bin mir sicher, dass ihr das wollt.

Also schön trennen – es lohnt sich.

Sich mit dem Kind verbinden – Der ultimative Beziehungsmaker

Wenn ich von einer Falle spreche, dann ist das so gemeint, dass Eltern sehr oft ihrem Hirn in die Falle gehen. Es wird gedacht, statt gefühlt. Der zweijährige Stefan will seine Patschen nicht anziehen und weint und schreit. Seine Mama will ihm erklären, warum er die Hausschuhe anziehen soll. Sein Weinen wird nur noch lauter und verzweifelter. Alles was Mama versucht, scheint nichts zu fruchten. Claudia weint sehr schnell, eine Kleinigkeit genügt und schon fließen die Tränen. Susanne macht jedes Mittagessen zum Fiasko. Dabei legen die Eltern auf gute Erziehung wert. Tränen sind fast jedesmal an der Tagesordnung.

Wenn sich Kinder mit uns verbinden, dann machen sie das nicht, weil sie mit uns auskommen wollen. Sie verbinden sich mit unseren unterdrückten Gefühlen, sie verbinden sich mit unseren Schwächen und unserer Hilflosigkeit um uns dazu zu bringen, echt und authentisch zu reagieren. Kinder wollen Verbindung aufnehmen zu unserer ureigensten authentischen Persönlichkeit. Aber sind wir mit ihr vertraut? oder zeigen wir dem Kind eine Rolle, selbsternannte Stärken, vorgespielte Gefühle???

Stellt euch vor, euer Kind ist ein Meister der Hellseherei und sieht Dinge an euch, die ihr gar nicht wahrnehmt? Stellt euch vor, euer Kind will genau an diesen versteckten Schwächen andocken, damit ihr echt seid. Man ist nämlich nicht echt, wenn man seine Gefühle und Schwächen unterdrückt oder ignoriert.

Kinder sind nie egoistisch, wenn sie um etwas weinen. Sie weinen, weil sie nicht verstehen, dass sie es nicht bekommen können. Jetzt, wo sie sich das doch wünschen. In diesem Moment. Sie weinen und schreien, weil sie Hilflosigkeit spüren. Sie wissen nicht, was sich da in ihrem Hirn abspielt.


Was kann ich also tun?

Ich nehme Verbindung mit mir auf und spüre in mich hinein. Was will ich wirklich? Was möchte ich, dass es mir und dem Kind gut geht? Mit ruhigen Worten, mit den Händen, mit Zärtlichkeit, mit Gelassenheit nehme ich nun Verbindung auf mit meinem Kind und sage ihm vielleicht, warum das jetzt so sein muss oder eben nicht sein kann.

Ein Kind will ein Eis, gestern hatte es Bauchweh. Ich sage nein. Mein Kind tobt. Ich sage ruhig: “ Da musst du weinen, wenn du so gerne ein Eis möchtest. Doch ich passe gut auf dich auf, dass du nicht wieder Bauchweh bekommst. Und ich passe gut auf mich auf, weil ich mir sonst wieder Sorgen mache um dich und die ganze Nacht nicht schlafen kann!“ Doch nur wenn dieser Satz aus eurem Inneren entspringt, ist er echt. Egal welcher Satz, egal welche Konsequenz. Abgeschaut und sich schlaugelesen ist dieser Satz wertlos. Ihr Eltern seid die einzige Kompetenz der Beziehung zwischen Euch und eurem Kind.

Das kann man auch schon einem ganz kleinen Kind so sagen.
Wenn ich ganz bei mir sein kann, mit dem Wissen, es ist zum Wohle meines Kindes und – zu meinem Wohle. Dann hast du die Steckdose gesteckt und dein Kind spürt die Verbindung. Auch wenn es vielleicht noch weiter weinen muss. Es ist für ein Kind unendlich traurig oder Grund genug wütend zu sein, wenn etwas , das im seinem Hirn auftaucht nicht erfüllt zu bekommen. Kinder leben im Hier und jetzt und jetzt muss der Wunsch gestillt werden.

Noch noch viel trauriger und wütend wird es auf Dauer sein, wenn es diese Verbindung zu den Eltern selten bis gar nie spüre kann.
Jesper Juul hat einmal zu uns gesagt: „Wenn du nicht mehr weiter weißt, versuchs mit der Wahrheit!“ Kinder schätzen es sehr, wenn Eltern ehrlich sind über sich selber. Spätestens in der Pubertät finden sie sie heraus, darauf kann man sich verlassen.

Ihr als Eltern wisst, ein plötzlich auftauchender Wunsch ist nur ein Momentum im Gehirn entsprungen. Aus einem Reiz, der gesetzt wurde. Eine Wunsch-Luftballon, der irrsinnig schnell aufgeblasen ist, aber bald wieder platzt.

In dieser Wut oder Traurigkeit bin ich da und verbinde mich mit dir, mein Kind. Ich lasse dich spüren, dass es richtig ist, so wütend zu sein. Doch ich bleibe ruhig und gelassen dabei und bei meiner Aufgabe, dich zu führen.

Jetzt hast du nicht erzogen, nein viel besser, jetzt hast du deine Verantwortung wahrgenommen und Beziehung gebaut.

Bedürfnisse des Kindes- die Ergänzung

Was Kinder jetzt in diesem Moment wirklich brauchen? Das ist für Eltern oft sehr schwer nachzuvollziehen. Sind es die Kleinen die schreien, weinen und man weiß nicht warum. Alles hat man ausprobiert, ihnen einiges angeboten, aber sie weinen verzweifelt und nichts scheint zu helfen.

So sind viele Eltern ratlos, ärgerlich, wütend, unsicher. Viele appellieren an die Vernunft des Kindes , manche bestrafen es. Manche Eltern nehmen ihr Kind einfach in den Arm und warten bis es sich beruhigt. Oder es wird eine Süßigkeit versprochen oder gegeben, es gibt Eltern, die können ihr Kind geschickt ablenken oder sie schreien es an.

Wenn Kinder, gerade die Zwei bis Dreijährigen, oft auch schon früher, schreien, um sich hauen und herzzerreißend weinen, dann sind sie außer sich. Im wahrsten Sinne des Wortes. Kinder sind auf dem Weg, ihren Willen, ihr Ich zu entdecken. Sie entdecken Ihr ICH , indem sie mit ihren Eltern, mit Geschwistern in Verbindung treten.
Diese Zeit ist mit starken inneren Konflikten verbunden. Eltern sind die ersten und wichtigsten Bezugspersonen. Auch andere Hauptbezugspersonen, bei denen das Kind diese ersten Jahre verbringt.

DAS meine ich mit guten Kontakt: Die Zerrissenheit des Kindes zu sehen, einen Weg zu finden, mit ihm in positiven Kontakt zu kommen ist eins der schwierigsten Erziehungsaufgaben. Weil in solchen Momenten die „Erziehung“ nichts zu sagen hat. Einzig und allein die „Beziehung“ wird hier wachsen oder eben nicht.

Kennen sie den Vergleich mit der Steckdose: Du steckst das Kabel hinein und du bist mit dem Gerät verbunden. Indem du dich mit deinem Kind über sein wahres Bedürfnis verbindest, wie immer du das machst. Nur so lernt das Kind,eine gute Verbindung zu seinen eigenen Gefühlen aufzubauen.
Nocheinmal: Kinder kommen in diesen Konflikt, weil sie sich gerade verbinden. Genau das Gegenteil erlebt ihr als Eltern. Ihr meint sehr oft: Mein Kind will sich jetzt nicht verbinden!!! Es will seine Kopf durchsetzen, es ist egoistisch.

Das ist die Falle !!!

Ein Kind glaubt dir alles, bis zum zehnten Lebensjahr. Bis dahin vielleicht auch schon ein wenig früher, ist eine gute Beziehung für sie das, wie Eltern sie gestalten. Schwierig?? Gut dann mach ich das nächste Mal weiter mit Beispielen, um praxisnaher zu sein und euch über die FALLE aufzuklären.

Dort wie da – eine Zugfahrt mit einer jungen Familie

Bin wieder zurück aus Andalusien. Wunderschön war es mit vorgezogenem Frühsommer. Eine Zugfahrt nach Malaga hab ich auch gemacht. Und ich konnte wieder mal nicht anders. Meine Lieblingsbeschäftigung ist ja beobachten. Ich sitze da und schaue den Menschen zu, wie sie miteinander umgehen.
Ich verknüpfe meine Beobachtungen mit meinen Erfahrungen und das macht mir viel Freude. Weil ich gerne dazulerne zu meiner mich faszinierenden Leidenschaft: „Wie gestalten Menschen ihre jeweiligen Beziehungen?“

Eine junge Mutter, ein ca eineinhalbjähriges kleines Mädchen mit krausem Haar und sichtlich müde, angeschnallt im Kinderbuggy. Die Mutter tuscht sich die Wimpern, das Mäderl fängt an zu quengeln. Die Mama gibt ihr einen Keks, aber es will diesen nicht. Die Mama kapiert, es will die Wimperntusche. So hält die Kleine diese in der Hand und ist kurz zufrieden.

Dann nimmt die Mama ihr Handy heraus, das Mädchen fängt an zu weinen. Die Mama gibt ihr das Handy und es schaut ganz fasziniert auf ein Zeichentrick -Video. Anfangs ist es still, dann fängt es wieder an zu quengeln, so gibt ihr die Mama einen eingepackten Schlecker. Das kleine Mädchen sitzt nun da, in der einen Hand das Handy in der anderen den Schlecker. Es war ein Bild, dass mir nicht fremd ist. Es war ruhig und betrachtete fasziniert, aber sichtlich müde diese beiden Dinge.

Gleich darauf stieg eine Frau ein, die Mama verabschiedete sich mit einem Kuss von dem Kleinkind. Die ältere Frau, (Oma?) nahm das Baby mit, nachdem die Mama das Handy wieder einsteckte und ihre Fahrt ins Zentrum von Malaga fortsetzte.

Ich denke mir dazu immer eine Geschichte aus, die muss stimmen oder nicht. Aber was ich gesehen habe, sehe ich oft. Ein Kind hat ein Bedürfnis, es ist immer ein Bedürfnis nach Nähe und Zärtlichkeit, Schlaf oder Nahrungsaufnahme. Eltern erfüllen gerne vermeintliche Wünsche. Immer im Bedürfnis, gute Eltern zu sein. Doch Wünsche sind es nicht, die Kinder erfüllt bekommen wollen.

Immer ist es das Bedürfnis, einen guten Kontakt zu den Eltern aufzubauen. Und das ist für die Kinder immens wichtig. Sie brauchen keine Wünsche erfüllt haben, sie brauchen, dass Eltern sehen, welches Bedürfnis sie gerade haben. In diesem Falle, der Wunsch nach Nähe und Zärtlichkeit. Vielleicht weil es gespürt hat, dass es den ganzen Tag ohne Mama verbringen muss, vielleicht weil es einfach nur müde war.

Es ist gar nicht so schwer herauszufinden, welches Bedürfnis von den wenigen wichtigen, das Kind grad braucht. Aber sicherlich ist es kein Gegenstand.

Wenn du bei deinem Kind seinen momentanen Wunsch nicht erfüllst, sondern erkennst, was es im Moment braucht, dann lernst du deinem Kind etwas ganz wichtiges:

  1. Indem du dich einfühlst in sein Bedürfnis, lernt es zu erfahren, was es wirklich braucht. Es muss später seine nicht-gefühlten Bedürfnisse nicht mit Konsum oder Suchtartikel ersetzen.
  2. Es lernt, in sich selber einzufühlen, weil es die Mama oder der Papa ihm zeigen, welche Bedürfnisse es wirklich hat.
  3. Es lernt, Frust auszuhalten. Laut Jesper Juul sollen es bis zu 25 Frustrationen täglich sein, um genügend seelische Widerstandskraft zu entwickeln. Aber das Wichtigste:
  4. Der gute Kontakt, einer der wichtigsten Beziehungsfundamente wird gestärkt.

Fortsetzung dann beim nächsten Mal… es gibt noch eine Ergänzung.

Neue Autorität- Wiedergutmachung/Beispiel

Ein Teil des letztens vorgestellten Buches, das ich ja so schätze, widmet sich der Wiedergutmachung. Also wenn Kinder sich unsozial verhalten, etwas ruinieren, jemandem geschadet haben, sich undiszipliniert verhalten usw.

Viele Dinge machen Kinder, wofür sie bestraft werden. Mir gefällt der Ansatz dazu unglaublich gut und habe ein Beispiel für euch, das mir heute vor einem Konzert von einer Mutter erzählt wurde.

Im Kindergarten hatten mehrere Buben ein Lagerfeuer gemacht. Natürlich nicht richtig, sondern als Spiel. Dazu braucht man Papier. Die Pixibücher, die versteckt in einem Kasten lagen, waren, wenn man sie zerreißt und zerlegt doch ein wunderbares Material dazu.

Ein wenig schuldbewusst wurden sie dann doch und entsorgten die Schnipsel im Papierkorb. Naja, leider fand die Putzfrau die zerlegten Bücher und meldete es der Pädagogin. Die Kinder wurden am nächsten Tag auf Grund ihrer Miene, in der sich das schlechte Gewissen spiegelte, bestraft.

Die Buben durften einen Tag nicht in der Bauecke spielen. Soweit so gut. Ist ja allen klar, Strafe muss sein.

Mir gefällt der Ansatz der Wiedergutmachung der neuen Autorität viel besser: Die Kinder sollen eine Wiedergutmachung starten. Weil schließlich kamen ja viele Nachteile zusammen: Die Pädagogin musste die Kinder ausfindig machen, die Kinder hatten jetzt weniger Pixibücher und die Suche nach den Schlingeln war für alle aufregend.

Die Wiedergutmachung an allen ist ein sehr positives Momentum, um das Kind, oder die Kinder, die etwas angestellt haben, etwas machen, wo sie ihre Talente einsetzen, mit Kraft und Einsatz etwas besonderes machen, was der ganzen Gruppe zu Gute kommt. Der Selbstwert des/der Kinde(r)s soll mit der Wiedergutmachung gestärkt werden und nicht gedemütigt werden.

Z.B.:
-Sie backen einen Kuchen für die ganze Gruppe
-Sie gehen in der Nachbarschaft sammeln, ob jemand Pixibücher hat, die nicht mehr gebraucht werden und überreichen sie den Kindern.
-oder vielleicht für alle etwas basteln, dass dann alle Kinder verwenden dürfen (Flieger)
Jedenfalls soll es die Kinder stärken und nicht schwächen, indem man sie bloßstellt. Sie sollen etwas Wertvolles für die anderen schaffen.

Die Freude der Kinder ist auf allen Seiten da. Sowohl bei den Kindern, die etwas angestellt haben als auch für die Kinder, die nur am Rande damit zu tun hatten. Als Mitleider oder als Mitfühler.

Ein ganz anderer Ansatz, aber sehr erprobt und erfolgreich in der Therapie mit „verhaltensoriginellen“ Kindern. Ich finde ihn großartig.