Eine Idee macht sich selbständig

Diese Woche hatte ich keine Zeit zu schreiben. Warum? Drei meiner Enkeltöchter waren auf Besuch. Die Große, zehnjährige, hatte auch eine Freundin mit. Es war für mich keine Anstrengung , im Gegenteil. Als Beobachterin und als liebende AMO ist es für mich eine Bereicherung, an ihren Problemen und Sorgen, aber vor allem an ihren Talenten, Aktivitäten , Ideen, Träumen und Wünschen teilhaben zu dürfen.

Ein Wunsch, wenn die größeren Enkeltöchter bei mir sind ist, etwas zu backen um dann zur benachbarten Firma gleich nebenan zu gehn, um im Büro ihre Ware zu „verkaufen“.

Der sogenannte Verkauf ist aber eine freiwillige Spende, die die Angestellten den Kindern geben. Waren sie vor vier Jahren noch mit sechs und drei Jahren sehr klein, fanden sie meine Idee damals super sodass sie Jahr für Jahr in den Ferien den Wunsch äußern, wieder etwas zu backen, in die Firma zu tragen und dafür Lob und Anerkennung und um, was für eine Freude, ein kleines Taschengeld zu bekommen.

Natürlich kenne ich die Chefinnen gut und sie freuen sich jedesmal , wenn die Kinder kommen.

Heuer machten es meine Große und ihre Freundin ganz alleine. Sie backten Kuchen und zwei Tage später Germteighaserl ganz selbständig und machten sich auf den Weg ins Bürogebäude. Ich war nicht mal in der Nähe, also wirklich selbständig. Voller Freude kamen sie jedesmal zurück und freuten sich riesig über die Anerkennung und die großzügigen Spenden. Alles hatten sie „verkauft“ und alle hatten sie bewundert, was sie ganz alleine geschafft haben.

Ich bin ein Fan von unkonventionellen Ideen und freue mich, dass mein „Plan“ aufgegangen ist. Ich denke, die Kinder lernen sehr viel dabei. Eine ausgefallene Idee zu haben, dass jemanden eine Freude machen selber Freude bedeutet und dafür auch etwas zurückbekommt . Sich anstrengen und sich Zeit nehmen. Selbständig etwas ausführen, freundlich eine Bitte aussprechen und erleben, was für ein Gefühl es ist, etwas anzubieten, das man ganz alleine geschafft hat. Mit Handy beiseite legen und selber etwas herstellen, man viel Spaß haben kann.

Ich habe auch etwas gelernt. Man kann auch mit Gelierzucker Kuchen backen. Sie haben bei mir im REgal keinen anderen Zucker gefunden.

Mittlerweile laufen die jüngeren Kinder schon mit und lassen sich anstecken von der Aufregung und der Idee . Ich denke, es ist etwas, an das sie sich immer erinnern werden und vielleicht noch sehr lange tun wollen.

Mein Beitrag war diesmal nur , ihnen zu zeigen, das Germteiggebäck auch liebevoll zu verpacken und zu beschriften. Wollte ihnen aufzeigen, dass es sich lohnt, sich anzustrengen und etwas liebevoll anzubieten. Die Kinder kommen beim nächsten Mal dabei sicher auf neue kreative Ideen. Bin schon gespannt, was ihnen dazu alles noch einfällt.

Herzensbildung

Als zertifizierte „Herzensbildnerin“ beschäftige mich auch sehr viel mit neuester Gehirnforschung. DA tut sich ja täglich Neues auf und die Autoren überschlagen sich mit Büchern.
Ein bestimmender Teil der Herzensbildung ist die Förderung der emotionalen Intelligenz. Renommierte Zukunftsforscher sind überzeugt, dass Menschen mit hoher emotionaler Intelligenz letztendlich die besseren Chancen haben, glücklicher und erfolgreicher die Zukunft meistern werden.

Grund auch, weil sich künstliche Intelligenzen immer mehr durchsetzen werden. Dem Gegenüber steht ein Mensch, der mit emotionaler Intelligenz verbinden, organisieren, führen und sich in Prozesse einfühlen kann.

Deshalb ein Lieblingsthema von mir, das ich auch in meinen Vorträgen anbiete und gerne gebucht wird.

Kinder zu emotional intelligenten Menschen heranreifen zu lassen, braucht eben diese Herzensbildung. Eine Vorreiterin ist Dr.in Charmaine Liebertz, wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Universität in Köln. Sie leitet die Gesellschaft für ganzheitliches Lernen und Autorin von zahlreichen Sachbüchern, die auch ganz viel praktische Spiele und Übungen. Findet sie unter www.ganzheitlichlernen.de

Möchte euch die „Fünf Bausteine der emotionalen Intelligenz“ hier beschreiben, die der amerikanische Psychologe und Publizist Daniel Goleman sodass ihr euch besser vorstellen könnt, um was es hierbei geht:

  1. Emotionen erkennen: Ein mit einem guten EQ ausgestatteter Mensch kann seine eigenen Emotionen gut wahrnehmen und sensibel spüren, wenn seine Gefühle wechseln und diese auch benennen. Können und sollen schon kleine Kinder sehr gut lernen und erspüren.
  2. Emotionen handhaben: Seine eigenen Emotionen selbst regulieren, kontrollieren und managen. um z. B.: Wut oder Angst, Schwermut und Frustration besser überwinden zu können. Hier hat Anette Prehn, die Autorin des Buches: „Hirnzellen lieben blinde Kuh“ viele Methoden beschrieben, wie Kinder das erfolgreich lernen können.
  3. Emotionen in die Tat umsetzen: Wie kann ich die wahrgenommen eigenen Gefühle produktiv nutzen, zielgerichtet in die Tat umsetzen und sich selbst motivieren. Dazu sind Impulskontrolle und Optimismus erforderlich. Das Buch von Vivian Dittmar „Kleine Gefühlskunde für Eltern“ (edition est) finde ich als beste Unterstützung, Gefühle als Kraft zu erkennen.( www.viviandittmar.net)
  4. Empathie entwickeln: Dieser vierte Schritt der Entwicklung zeigt, wie wichtig die vorherigen Maßnahmen sind, um unser Zusammenleben liebevoll gestalten zu können. Emotionen anderer Menschen beobachten, einschätzen, was gebraucht wird, ihre Gefühle zu respektieren und Mitgefühl entwickeln. Bereits ein sechsjähriges Kind sollte zu dieser Eigenschaft fähig sein. Empathisch zu sein, bedeutet ganz viel Ausschüttung des Glückshormons Oxitocin. Das beste Mittel gegen Egoismus und Überheblichkeit, Frust und Depression.
  5. Beziehungen pflegen, soziale Kompetenzen erwerben: Kann ich gut Beziehungen und Freundschaften pflegen, ein mitmenschliches Zusammenleben sozial kompetent gestalten? Ist mein leben Geben und Nehmen, habe ich eine liebevolle Sicht auf die Menschen, die mit mir leben?

Emotionale Intelligenz ist die Grundvoraussetzung um Beziehung liebevoll und erfolgreich zu gestalten. Lernen muss ich das als Kind, durch Eltern und einer Gesellschaft, die diese Werte schätzen.

Werde noch öfter über dieses Thema schreiben, einfach deshalb, weil es für mich nichts wichtigeres und schöneres gibt, als Mensch unter liebevollen Menschen sein zu dürfen.

Ein Buch für Digitale Verweigerer

In einem Satz gelesen, war ganz interessant. Verena Gonsch, Redakteurin bei NDR Info, systemischer Coach. Mit ihrem 15 Jährigen Sohn, einem Digital Native ist sie selber zur Gaming Expertin geworden und zeigt nach ihren Worten auf, warum die Generation Smartphone kein Problem, sondern unsere Rettung ist.

„Digitale Intelligenz“ von Verena Gonsch, Verlag LÜBBE

Beschreibung: Das Buch VErena Gonsch mit Texten von Till Raether zeigt, dass wir in die digitale Welt unserer Kinder eintauchen müssen, um sie besser zu verstehen. Es ist unsere Pflicht, unsere Kinder für die kommenden Herausforderungen fit zu machen, sonst bleiben sie auf der Strecke und Deutschland gleich mit.

Mein persönlicher Eindruck: Den gesundheitlichen Aspekt lässt sie ganz aus, interessante Geschichte der Technik, sehr einseitig aber auch verständlich. Sicher was dran… aber wenn es interessiert. Selber lesen.

Weinen und Heulen 2

Ich habe euch zugesagt, einige Lösungen zu finden, wenn Kinder wieder einmal aus dem Nichts heraus eine Tragödie inszenieren. Ist nicht das richtige Wort, sie inszenieren diese ja nicht, für sie ist es wirklich eine.

Es gibt viele Gründe, warum Kinder ihrer Frustration oft so vehement Ausdruck verleihen. Jüngere Kinder, so zwischen zwei und vier Jahren sind noch in der “Ich-Findung“ stark verhaftet. Diese Zeit geht vorbei und in einigen Jahren werden sie recht einsichtsvoll.

Ich denke, dass die Hauptgründe heute folgende sind:

  • Die Unsicherheit der Eltern, das heißt, das Kind schreit und tobt, weil es Führungsqualität vermisst.
  • Die Individualisierung der Erziehung, die die Eltern ratlos zurücklässt. Das kollektive „Man macht das oder macht das nicht“, was den Eltern früher natürlich die Erziehung stark erleichterte, ist weggefallen. Jede Familie muss seine eigenen Regeln finden und das überfordert die Eltern zeitweilig sehr. Dieser Schritt ging zu schnell in der Entwicklung der neuzeitlichen Erziehung und überfordert die Intuition der Eltern.
  • Die Verwöhnung durch zuviel an Konsum und Reizen


Im sogenannten „Ich-Findungs-Prozess“#, früher Trotzalter genannt, nützt es gar nichts, wenn man an die Vernunft der Kinder appelliert. Ich erlebe oft Eltern, die sich und ihre Handlung erklären und auf das Einsehen der Kinder hoffen, dass das jetzt genau das Richtige für sie ist. Dabei ist es schon richtig, dem Kind zu erklären, warum etwas jetzt nicht geht. Ein Kind will unbedingt das Handy zum Spielen und die Mama erklärt ihm, dass sie nicht möchte, dass es mit dem Handy spielt. „Ich habe es dir schon so oft erklärt!“ ist ein Satz, den man sich sparen kann. Damit übergibt man dem Kind die Verantwortung, dass es mich nicht verstanden hat. Wenn mich ein Kind nicht versteht, bin ich es, der etwas ändern muss. Lustig eigentlich, ein Paradox, wenn man dreimal was sagt und dann noch zweimal, obwohl ich beim ersten Mal schon nicht verstanden wurde. Die Wiederholung machts nicht besser und verständlicher. Kinder haben bald kein Ohr mehr dafür. Sie wollen Neues hören. Hatte das in einer meiner Beiträge ausführlich beschrieben.

Lösungen:

Stellt euch mal vor, ihr übernehmt die Verantwortung für alles, was an Kommunikation passiert. Ihr übernehmt die Verantwortung:
-wenn das Kind euch nicht folgt
-euch nicht versteht
– rebelliert, schreit und heult, weil es etwas nicht darf
-etwas schief läuft, was ihr bereits im Vorhinein nicht wolltet und das Kind es trotzdem tat.
Alles im ruhigem Tonfall, ganz natürlich und selbstverständlich- Gaaaanz wichtig!!!
Beispiele:

„Jetzt habe ich schon wieder vergessen, das Handy wegzulegen. Obwohl ich weiß, dass mein Jonas so gerne mit dem Handy spielt. Dabei will ich das ja nicht, weil es nicht gesund ist, (weil du mir alles durcheinander bringst, weil ich Angst habe, dass du es fallen lässt, weil ich finde, ein Handy gehört nicht in die Hände von Kindern oä.)“ Welchen individuellen Grund ihr habt ist ganz egal. Aber das Kind muss spüren, dass ihr mit Überzeugung dahintersteht.

„Ich habe vor fünf Minuten gesagt, dass ich dir das nicht erlauben kann. Irgendwas scheint schief zu laufen mit meiner Sprache, dass es nicht ankommt. Muss mir überlegen, wie ich es dir genauer erklären kann, vielleicht warst du grad beschäftigt. „

„Ich habe dir Entscheidung überlassen, deinen Freund Robert einzuladen. Doch das war nicht die richtige Entscheidung. Ich hätte wissen müssen, dass er wieder solch ein Chaos veranstaltet. Werde das nächste Mal eine andere Entscheidung treffen!“

„Johanna, du schreist und weinst jedesmal, wenn du nicht tun darfst, was du willst. Ich habe schon oft erlebt, dass dir das enorm wichtig ist, selber Entscheidungen zu treffen. Doch ich werde hier die Verantwortung übernehmen, weil ich weiß, dass das momentan das Richtige ist. Ich werde aber genau darauf schauen, dass du auch deine eigenen Entscheidungen treffen kannst!

„Wenn du weiter weinen möchtest, weil du das nicht bekommen hast, versteh ich dich. Doch zum Wut herausschreien, gehe bitte in dein Zimmer!“

Unendlich viele Beispiele gäbe es hier. Bei den jüngernen Kindern, so unter zwei Jahren funktioniert Ablenkung gut. Auf dem Arm nehmen und die Situation verlassen.

Bei all diesen Beispielen steht eins im Vordergrund. Das Kind ist nie schuld. Immer übernehme ich die Verantwortung. Ich als Elternteil übernehme die Führung. Das bewirkt etwas ganz Großartiges:
Dein Kind lernt von euch, was Verantwortung, Verantwortlichkeit ist. Und nur so lernt es dieses wichtige Instrument der Selbstverantwortung. Macht ihr es umgekehrt, wird das Kind unverantwortlich bleiben, auch den anderen gegenüber. “Ich kann mich auf mein Kind nicht verlassen!“ höre ich oft. Das ist einer der Gründe dafür. Ich kenne viele Kinder und Erwachsene, die dauernd eine Schuld beim anderen suchen, aber nie in ihre Scham gehen, in ihre eigene Verantwortlichkeit. Das sind Kind gebliebene Erwachsene, die bereits als Kind viel Schuld aufgebürdet bekommen haben.

Dieses Lernen von Verantwortlichkeit durch die Eltern, finde ich eines der wichtigsten Pfeiler in einer guten Er- und Beziehung.