In Zeiten wie diesen

Wer hätte das gedacht, dass sich so schnell ein System ändern kann. Bin ja auch schon eine Oma, auch wenn ich mich im herkömmlichen Sinne noch immer nicht als Großmutter sehe. Aber ich bin eine, wenn auch noch einige Jahre weg von der schützenswerten 65er Marke.

Danke mein Sohn, dass du meinen Blog wieder eingerichtet hast. So sehe ich es ja fast schon als Verpflichtung wieder einmal zu schreiben.

Kam mir gleich heute beim Whats appen (so schreibt man das sicher nicht 😉 ) mit meinen Kindern ein Gedanke, der mich den ganzen Tag beschäftigte.

Ein Bild in der Zeitung, ein Bub, der stolz seine Laubsägeherzen herzeigte. Diese er an die Omas und Opas schicken werde. So stand da. Ich schrieb meinen Kindern, dass ich diesen Buben für sozial kompetent halte und mich auch über so einen lieben Gruß freuen würde.

Natürlich wurde als Antwort darauf in Zweifel gestellt, dass „er“ sich das selber einfallen hat lassen. Kann ich ja nicht beurteilen. Möglicherweise. Kann aber auf meine eigenen Erfahrungswerte zurückgreifen. Ich weiß noch, wie ich als Kind gerne jemandemeine Freude gemacht habe. Da ist mir immer was eingefallen. Ob Großmama, Mama, Papa, Nachbarin. Auch im Kindergarten war es auffallend, dass die Kinder immer wussten, wem sie was schenken würden, wenn sie etwas zeichneten oder bastelten. Selten behaupteten sie, dass es für sie selber war.

Es hat mir auch große Freude gemacht, wenn sie mir eine Zeichnung brachten, eine Blume oder oft auch ein kleines Gebäckstück. Eltern versicherten mir, dass den Kindern das selber ein Bedürfnis war. Ich versuchte jedesmal, meine Wertschätzung zu zeigen. Nicht so sehr was, sondern darüber, dass sie mir etwas schenken wollten.

Ich vermisse das schon bei meinen Enkerl. Habe schon lange keine Zeichnung mehr bekommen. So etwas Reales. Etwas, das Mühe gemacht hat, man daran gearbeitet hat, sich ausgedacht und sich Zeit genommen hat.

Und es macht Mühe. Hab jetzt einige Packerl wegen anstehender Geburtstage verschickt. Auch um den Kleinen eine Freude zu machen. Wo krieg ich was Passendes her? Wie pack ichs ein? Was schreib ich?

Könnte auch sagen, sie rufen ja eh an und erzählen mir vieles. Ist auch wirklich schön. Bei manchen Anrufen schaue ich auch nur in stumme Gesichter. Eben weil es doch kein realer Kontakt ist, Kinder wissen das. So richtig authentisch komme ich da sicher nicht rüber. Was soll man auch die ganze Zeit reden. Eher ein Frage und Antwort Spiel. Und dauernd wackelt es, siehst eher Decke und Boden Geräusche, dass man sich nicht versteht. Aber man sieht sich, dem Videotelefon sie Dank.

So verwirrend das jetzt alles ist. Kinder kommen trotzdem gut damit zurecht. Die meisten haben alles, was sie wirklich brauchen. Zu essen, ein geschütztes Heim und Eltern, die Zeit für sie haben. (Für Eltern fühlt sich dieser Umstand sicher anders an)

Doch jetzt kann man den Kindern zeigen, vorleben, worum es wirklich im Leben geht. Beziehungen die auch Belastungen standhalten, Rücksicht nehmen , auf den anderen schauen und einander zeigen, dass man sich liebt.

Das braucht ein bisschen mehr, als schnell aneinander denken und den nächsten Event anpeilen.

Nicht die Gedanken retten die Welt, verändern sie, bringen Neues hervor. Nein es sind die Taten. Die übers normale Mass hinausgehen. Taten, vielleicht anstrengend, aber soviel mehr, als bloß ein Gedanke.

Das war das Bild heute in der Zeitung für mich. Ein Bild mit Symbolkraft .

Ich denke Kinder haben jetzt die Chance, etwas Neues zu lernen. Ging doch bis jetzt eher die Botschaft an sie, dass sie der Mittelpunkt sind, um den sich (fast) alles dreht. Eltern alles für ihre Kinder tun. Oft aus schlechtem Gewissen. Wegen Zeitmangel, aus Unsicherheit, ob man alles richtig macht, aus Überfluss und Konsumzwang oder die eigene Bedürftigkeit auslebend, die man aufs Kind übertragen hat.

Jetzt könnte etwas anderes in den Mittelpunkt rücken. Nicht ich und meine Bedürfnisse sind an erster Stelle, sondern das Allgemeinwohl. Wir als Gemeinschaft. Wir können vielleicht nur überleben, wenn wir zusammen helfen, uns umeinander kümmern. Um die Großeltern , die Schwachen, die Umwelt.

Jetzt können sie lernen, dass es Mühe macht, aber wunderschön ist, mit Taten zu zeigen: „Ich schau auf dich“ „Ich mag dich“ “ Ich vermisse dich“

Jetzt können sie lernen, was wirklich zählt im Leben. Ich hoffe sie verstreicht nicht nur mit Fernsehen und Smartphone.

Vielleicht braucht es jetzt eine kleine Anleitung, dass sie wieder zurückfinden aus der dahinschwindenden Ego-Unterhaltungs-Spaß- und Reizüberflutungs- Welt.

Zurück in eine Welt, die Kindern näher ist als wir denken. Und Kinder können das. Die zukünftige Welt braucht solche Menschen, die wieder das in den Mittelpunkt rücken, was das Leben wirklich ausmacht.

Darum überleben auch die Kinder. (Annahme und Hoffnung)