Lernen in Zeiten wie diesen!

Auf Drängen meines Sohnes Philipps, schreib ich wieder einmal, was mir auf der Zunge brennt, bzw. mir am Herzen liegt.

In Zeiten dieser Pandemie bleibt grad kein Stein auf dem anderen. Völlig überraschend und unvorbereitet hat es uns getroffen.

Da stellen sich viele die Frage, wie geht es den Kindern? „Schlecht“ sagen die einen, „Läuft besser als erwartet“ sagen die anderen. „Die Kinder entwickeln Defizite, der nicht mehr aufzuholen ist“. „Lücken, die sich schwer schließen lassen“. „Depressionen und psychosoziale Verhaltensweisen häufen sich“. Ich habe auch eine Meinung, gepaart mit Fragen, die ich dazu stelle:

Kinder lernen immer. Wenn sie grad nicht in der Schule sind lernen sie alles was sich so als Stoff anbietet:

Wie gestalten Eltern ihre Beziehung, wenn eine Stresssituation vorliegt? Wie gehen sie miteinander um?
Mir ist fad, langweilig, ich weiß nicht mehr weiter? WAs bietet sich mir an, wird mir angeboten, was kann ich beitragen?

Meine Eltern gingen 6 Jahre in Kriegszeiten in die Schule. Unterbrochen von schlimmen Ereignissen oder weil sie zur Arbeit gebraucht wurden. Es saßen 80 Kinder in der Klasse.
Trotzdem kamen meine Eltern gut im Leben zurecht, waren sparsam und auch lustig. Haben es sogar ins Radio gebracht mit ihrem Gesang. Sie konnten rechnen und schreiben, bauten das Haus um. Mein Vater konnte alles. Ich weiß nichts, was er nicht konnte. (Handwerklich) Meine Mutter war ebenso Köchin, Landwirtschaftsfachfrau, Gärtnerin, liebevolle Mutter, hat mir Flöte beigebracht und das Vertrauen, dass es immer wieder weitergeht und es für alles eine Lösung gibt. Sie waren hilfsbereit und altruistisch. Klar, andere Zeiten.

Aber die haben wir jetzt auch. Kinder lernen immer das am schnellsten , was von ihnen gerade erwartet wird. Von der Gesellschaft inklusive. Sie lernen aus der Not heraus oder eben weil sie sehen, dass sie hier bei etwas Bedeutendem mitwirken können. Sie lernen vielleicht auch gerade, dass es notwendig ist, auf vieles zu verzichten und fügen sich. Oder sie lernen ganz was anderes. Ein Kind hat immer zwei Möglichkeiten, das zu lernen, was Eltern, Pädagogen/innen, Bezugspersonen ihnen vorleben oder sie lernen genau das Gegenteil.

Beispiel: Eine Mutter mag keine Konflikte und gibt immer nach. Ein Kind lernt, das man es so machen muss, um durchs Leben zu kommen, sein Geschwisterchen lernt grad zur gleichen Zeit, dass man es nicht machen soll, um gut durchs Leben zu kommen.

Ein Vater zeigt seinem Kind ständig, dass es wichtig ist im Leben auf die Natur zu achten. Ein Lehrer, den er verehrt, legt darauf keinen Wert und zeigt ihm wie wichtig Zahlen und Fakten sind. Die Ungewissheit dabei ist, dass wir nicht wissen, was das Kind grad lernt und von wem.

Meist lernt es von dem am leichtesten, mit dem es eine vertrauensvolle Beziehung führt. Eben weil dieser Mensch am einfühlsamsten spürt, was es lernen möchte, um seine Bestimmung leben zu dürfen. Es lernt aus der Situation, die herausragend emotional ist. ES lernt, weil es fasziniert ist oder schockiert.

Es gibt so viele Möglichkeiten in dieser Pandemiezeit, dass euer Kind lernt, was es für jetzt und später gut brauchen kann. Auch oder eben, weil es grad nicht in die Schule gehen kann. Vielleicht sieht es gerade das als wichtig an, was wir ihm ersparen wollen, weil es spürt, dass es das in Zukunft brauchen wird.

Vielleicht lernt es, wie wichtig die digitalen Medien in solchen Zeiten sind, vielleicht lernt es grad, dass sie anstrengend sind und sein Leben nicht v hauptsächlich mit ihnen verbringen möchte. Eines ist jedenfalls auch wahrscheinlich: Einem Kind entgeht noch mehr als uns, dass es gerade lernt.

Nützt die Möglichkeit und: Nehmt Abstand vor der Dreistigkeit, zu wissen, was euer Kind jetzt lernen muss. Hört lieber genau hin und macht die Augen auf. Dann Lernen sie sicher bald, was ihr Kind braucht und lernen möchte.

Und damit will ich jetzt nicht behaupten, dass für die Schule lernen, nicht wichtig ist.

s