Großeltern und ihre Bestimmungsrechte

In einer meiner Fortbildungen wurde von einer jungen Mama mit drei Kindern folgendes Problem angesprochen:

Ihre Schwiegermutter, wie die Jungmama es beschreibt, ist ein sehr hilfsbereiter Mensch. Sie besteht auch darauf, die Enkel-Kinder, regelmäßig betreuen zu dürfen.

Sie greift auch sofort ein, wenn ein Kind in eine bedrängliche Lage berät, bevor sie als Mama überhaupt reagieren kann. Diese junge Mutter fühlt sich jedesmal übergangen und das schmerzt sie sehr, wie sie sagt. Die Schwiegermutter sieht auch schwer ein, dass sie das nicht ungefragt machen sollte. Sind ja ihre Enkelkinder. Die junge Mama war auch schon in Therapie, weil sie damit nicht zurechtkommt, in die zweite Reihe rücken zu müssen. Die Kinder dürfen auch Fernsehen und Süssigkeiten essen bei ihr, das alles entscheidet die Oma der Kinder alleine

Jetzt lebe ich selber in einem Vier- Generationen- Haus mit kleinen Kindern. Die Schwiegertochter ist momentan bei den Kindern daheim und managt die Familie. Ich denke, ich kenne mich sehr gut aus, mit Bedürfnissen von jungen Müttern und die Regeln des Miteinanders. Und trotzdem, braucht es auch immer wieder Gespräche und ein Korrigieren.

Es gibt Grundregeln, die Großeltern beachten sollten, wenn sie das Verhältnis zu ihren Kindern nicht trüben wollen:
Der Elternteil, der Zuhause ist, legt die Regeln des Zusammenlebens fest. Natürlich bespricht der Elternteil das mit seinem Lebenspartner, schließlich müssen sie in vielen Situationen zusammenarbeiten und abesprochen sein.

Diese Regeln werden ca. alle zwei bis drei Monate überprüft und auch mit den Kindern so ab vier -fünf Jahren abgesprochen und erklärt. Dieses ist wichtig, weil Kinder es nicht mögen, nicht einbezogen zu werden, wenn es um Regeln geht.

Die Regeln der Eltern sollten tunlichst von den Großeltern respektiert werden, wenn diese sie so festlegen und auch kommunizieren. Wenn Eltern sagen, bitte keine Süßigkeiten bis zum Abendessen, bitte heute kein Fernsehen mehr, dann sollte man das, besonders auch nicht heimlich übergehen. Manche machen die Kinder zu Verbündeten und nehmen den Kindern vielleicht noch das Versprechen ab, nichts zu sagen.

Manche Großeltern verwöhnen die Kinder und wollen so den Eltern zeigen, das sie ganz besonders liebevoll zu den Kindern sind und ihnen nichts abverlangen.

Es ist unglaublich wie schnell einst strenge Eltern zu verwöhnenden Großeltern verwandeln, wenn das Enkelkind da ist.

Grundsätzlich gilt: Jedes Enkelkind ist eine Freude und man ist(meist) glücklich, wenn sie da sind und den Großeltern ihre Liebe und Zuneigung zeigen. Als Oma oder Opa ist man milder, sieht vieles schon mit Abstand und durch Erfahrungen gereift. Man weiß, dass gewisse Bemühungen, die sich Eltern machen, umsonst sind, weil die Kinder ihren Weg gehen werden. Man ist nicht mehr in der sogenannten „Erziehungspflicht“ und will einfach eine gute und anhaltende Beziehung mit seinem Enkelkind aufbauen.

Doch es tun sich Grenzen auf und die sollte man respektieren und einhalten:

Dass Großeltern Grenzen setzen ist wichtig, und das dürfen durchaus ganz andere sein, als bei den Eltern. Persönliche Grenzen, die mich betreffen, meine Wohnung, meine Eigentum, meine Meinung, meine Weltanschauung uvm. Kinder lernen dadurch, das Menschen unterschiedlich sind. Doch die Regeln, was das Kind betrifft, bestimmen die Eltern und nicht die Großeltern.

Großeltern dürfen Vorschläge machen (Ausflüge, Spielzeug usw. ) was sie mit den E-Kindern unternehmen oder besorgen könnten. Das entscheiden dann aber die Eltern, was davon umgesetzt wird.

Den Eltern nie ein schlechtes Gewissen machen wollen, weil sie anderes besser finden.

Die Regeln die Essen, Süßigkeiten, Spielzeug, Unternehmungen usw betreffen und von den Eltern aufgestellt sind sollten einzuhalten werden.

Junge Eltern reagieren ganz unterschiedlich auf die Art der Betreuung durch die Großeltern:

Manche ( da gehörte ich dazu) geben den Großeltern absolute Freiheit und vertrauen darauf, dass es ihnen gut bei ihnen geht , sie durchaus ganz neue Erfahrungen machen dürfen. Sie dürfen lernen, dass andere Menschen andere Regeln haben.

Manche Eltern schreiben den Eltern ganz genau auf, was sie machen dürfen und was nicht, was wann wo zu machen ist oder sogar wie man auf gewisse Dinge reagieren sollte. Diese Eltern haben meist nicht so gute Erfahrungen mit der eigenen Erziehung machen können und haben jegliches Vertrauen in die Erziehungskunst der Großeltern verloren.

Viele Eltern möchten wenig Kontakt mit ihren eigenen Eltern, manche sind froh, wenn sie entlastet sind und machen sich keine Gedanken, ob und wie die Großeltern das dann händeln.

Für manche Eltern sind Großeltern der Notfallplan Nr. 1, andere suchen Abstand und wollen sich nicht dreinreden lassen.

Dazwischen gibt es ganz viele Möglichkeiten, um miteinander umzugehen.

Wichtig ist, dass man ehrlich zueinander ist und sich nicht gegenseitig ausspielt, ausnutzt oder manipuliert. Letztendlich ist es die Beziehung, die bleibt. Großeltern sind für Kinder ein ganz besonderer Schatz und umgekehrt auch, weil es meist echte Liebe ist, die sie verbindet.

Die Chance, dass Großeltern es mit den Enkeln besser machen, als bei den eigenen Kindern ist groß. Man darf ihnen also meist vertrauen.

Als Abschluss möchte ich mein eigenes Großelternsein- Empfinden schildern, nur als Beispiel eines von vielen:

Ich sehe mich als Amo (so nennen mich meine Enkelinnen) mehr als Beziehungsperson. DAs Älteste ist vierzehn, das Jüngste 2 Monate. Ich habe schon viel Unterstützung geleistet und leiste es auch weiterhin. Mittlerweile bin ich auch älter geworden (mein erstes Enkerl bekam ich mit 50) und freue mich, wenn sie selbständig sind und mich nicht mehr so viel brauchen. Ich unterhalte mich gerne mit ihnen und ich interessiere mich sehr für ihr Leben.
Ich will mittlerweile das Geben und Nehmen im Ausgleich wissen, weil ich denke, ich habe genug Kindererziehungszeiten geleistet und brauche immer mehr meiner Zeit für mich und meinen vielen Vorhaben und Hobbys, die ich immer aufgeschoben habe.

Unter geben und Nehmen verstehe ich, dass ich Zeit zur Verfügung stelle und meine Kindern helfe, sind ja noch einige Kleinkinder da, dafür als Ausgleich auch mal ein anderes Zeitgeschenk zurückbekomme. Ich werde auch einmal zum Essen eingeladen oder zum Kaffee, bekomme eine Gutschein für eine Massage oder dergleichen. Oder sie besuchen mich einfach mal so, weil sie gerne wollen, dass ich die Kinder sehe und die Kinder mich.

Früher habe ich einfach gemacht und wenig erwartet. Jetzt ist es anders. Fahre nicht mehr jede Woche 70 km zu den Kindern. Ich habe schon so viel gekocht und gratis alle mit Essen versorgt, nehme sie an vielen Tagen des Jahres zu mir. Ich denke, es steht mir mittlerweile zu, ein wenig egoistisch zu sein und auf mich zu schauen.

Ich liebe alle meine Enkelkinder sehr, denke oft an sie und begleite sie in meinen Gedanken auf ihren Lebenswegen und Erfahungen, verbringe gerne Zeit mit ihnen. Ich freue mich, wenn meine Kinder oder Schwiegerkinder es ebenso forcieren, ein gutes Verhältnis zu mir für die Kinder zu schaffen. Wenn nicht, dann ziehe ich mich zurück und mache die Sachen, die mir Freude machen. DA gibt es ja Gottseidank noch sehr viel.

Nur mehr Trouble shooter , dafür bin ich mit mittlerweile zu wertvoll geworden. Aber wenn ich sehe, wie wichtig meinen Kindern die Beziehung – Amo- Enkelkind ist, dann macht es mir große Freude und bin bereit, noch oft auszuhelfen und ihnen zur Seite zu stehen.

Vielleicht denkt sich jetzt jemand, ich bin berechnend. Ein anderer denkt sich, recht hat sie.

Mir geht es mittlerweile nicht mehr um die Meinung anderer. Ich schätze einfach den liebevollen Umgang miteinander. Und nachdem meine Kinder reife Erwachsene geworden sind, die schon viel in ihrem Leben geschafft haben, brauche ich mir keine Sorgen machen, dass sie nicht verstehen, dass ich mehr Wert auf den Ausgleich legen- auf das Verschenken und sich Verschenken, auf Gleichwürdigkeit und Herzensdankbarkeit.

Und… ich halt mich nie zurück mit meiner Meinung über gutes Benehmen, Anstand, Gefühle, Weltanschauung, Politik, Mainstream. Meine Enkerl sollen sich ja mal erinnern an mich, welch Mensch ich war.