Ich erlebe tagtäglich Menschen, die es nicht schaffen, Verantwortung für ihre Schwächen oder Handlungen zu übernehmen. Ich erlebe ganz oft bei Elternbildungen, Elterngesprächen, dass Eltern einen Schuldigen suchen. Auch sich selbst die Frage stellen, bin ich schuld?
Wenn ich das Wort Schuld genauer analysieren will, dann werde ich im Strafrecht fündig. Hier gibt es immer einen Täter und immer ein Opfer. Der Täter hat jemanden etwas angetan, das Opfer ist arm dran. In ganz vielen Beziehungen finde ich dieses Muster wieder. Einer ist der Täter, einer das Opfer
- Mann kommt zu spät nach Hause, Frau ist Opfer, sie hat alles alleine schaffen müssen, das Essen ist angebrannt, die Kinder haben sie überfordert
- Das Kind zerbricht etwas wertvolles also ist es Täter, die Mutter zuckt aus und fühlt sich als Opfer ihres wilden Kindes, oder des Mannes, der sie immer alleine lässt.
- Das Kind folgt nicht, Mutter fragt , was mache ich falsch. Sie weiß oft nicht, ist sie Täter oder vielleicht das Opfer.
Beliebig lang könnte ich hier schreiben. Eines ist jedoch bei allen Beispielen klar ersichtlich: Diese Beziehung wird auf Dauer keine gute oder innige sein. Vielleicht auch nicht so lange halten.
Warum: Weil hier Macht im Spiel ist. Und Macht ist ein Beziehungszerstörer, ein Liebeskiller. Der Täter steht über dem Opfer, also keine gleiche Würde der „Beziehungsträger“. Das Opfer aber hat ebenso sehr viel Macht über den Täter. Das Opfer, das immer einen Täter sucht, will Schuld abgeben. Selber hat ein Opfer ja nie Schuld. Hier gibt es keine Schöffen und keinen Richter, der zur Klärung beiträgt. Alles willkürlich und subjektiv. Wenn ich mich als Opfer fühle, dann bin ich nicht bereit, Verantwortung zu übernehmen.
Ich bin arm, ich bin schwach, ich bin verletzt.. weil du Täter mir das antust.
In einer Liebes- Beziehung darf es das nicht geben. Weder in der Beziehung unter Partnern noch unter Kindern. Wenn Eltern zuwenig Verantwortung übernehmen, dann suchen sie immer die Schuld bei den Kindern, oder beim Partner…. weil sie… darum!!! Kinder sind da arm dran, sie können Verantwortlichkeit nicht lernen.
Wenn Partner keine Verantwortung übernehmen, sich klein und schwach fühlen, oder auch sehr oft auf klein und schwach spielen- (diese Rolle ist bei Frauen sehr beliebt, aber Männer können es auch ganz gut) -dann sind sie nicht erwachsen geworden.
Sie schlüpfen in die Rolle des Kindes und wollen, dass jemand anderer die Verantwortung trägt. Sie schieben sie ab.
Vielleicht weil sie in der Kindheit sehr oft Opfer waren? Auf jeden Fall haben sie es nicht gelehrt bekommen. Auf jeden Fall waren Menschen daran beteiligt, die selber Probleme damit haben.
Doch das ist keine Ausrede- jeder kann sich weiterentwickeln, wenn er nur will.
Opfer zu spielen oder zu sein bedeutet- Macht auszuüben. Das geht sich aber nicht aus mit der Liebe, Die würde das nie zulassen.
Es geht nie gut, auf Dauer. Ganz ehrlich. Selbst erlebt. Jeder Mensch der erwachsen geworden ist, sollte sich einmal damit auseinandersetzen, ob er Verantwortung tragen und übernehmen kann. Für sich und andere. Wo tue ich mir schwer? In welchen Situationen schiebe ich Verantwortung ab und suche eine/Schuldige/n?
Man kann den Partner fragen oder auch die Kinder, die wissen oft sehr genau Bescheid. Am besten noch heute damit beginnen, jeder Tag ist wichtig.
…übrigens gibt es ein neues Schimpfwort unter Kinder und das heißt „Opfer“ … sie wissen genau, dass das ein Ausdruck ist, mit dem ich den anderen als schwach bezeichnen kann.