Heute ist Nikolaustag. Viele Kinder freuen sich auf dieses Fest und haben keine Angst vorm Nikolaus. Viele Kinder fürchten sich vor diesem ehemaligen Heiligen, der die Kinder liebte und sie beschenkte.
Im Kindergarten war es mir wichtig, von Anfang an, kein Märchen zu erzählen. Ich erzählte den Kindern die Legende und warum wir das Fest feiern.
Es gibt sehr schöne Bilderbücher über sein Leben und diese Geschichten nachzuspielen, sich zu verkleiden, war für die Kinder immer sehr spannend.
Sie bastelten auch eine Nikolausmütze und kamen so gegenseitig auf Besuch.
Und genau diese Wiederholungen des Spiels hilft ihnen, Ängste zu überwinden und ganz hineinzugehen in die manchmal widerstreitenden Gefühle dieses Festes.
Sie machten sich gegenseitig selbstgebastelte Geschenke und freuten sich jedesmal wieder, wenn der „Nikolaus“ in der Puppenstube anklopfte.
Der große Nikolaus war dann trotzdem aufregend, aber kein Kind hatte Angst, im Gegenteil sie waren recht mutig und erzählten ihm Geschichten oder gaben ihm Geschenke.
Und ihr werdet es nicht glauben, aber auch der Krampus war bei uns Thema. Die Kinder haben heute viel Erfahrung mit so „schiarchen“ Masken (Perchtenläufe, manchmal aus dem Internet oder wie bei uns am Land eben mit Krampussen.
Dieses Thema beschäftigt die Kinder oft noch mehr. Natürlich-macht es doch so richtig Angst.
Doch Kinder brauchen auch diese Gegenüberstellen von Gegensätzen. Erst durch den Krampus wird der Nikolaus gut. Erst durch das Böse kann man das Gute wirklich erkennen. Dadurch lernen Kinder nicht nur Schwarz weiß zu sehen, sondern auch Grauschattierungen im Verhalten anderer. Darum braucht auch der gute Kasperl den bösen Räuber und die Hexe.
Wenn ihr das ausspart, also diese Polarität im Verhalten der Menschen von den Kindern fernhaltet, dann tun sich Kinder schwer, Ängsten zu begegnen und auch zu überwinden. Der Krampus kann genau so die Kinder mit Langzeitfolgen erschrecken wie nicht kindgerechte Filme. Kindgerecht, das ist hier die Zauberformel.
Kindgerecht heißt: Hinzuschauen wie das Kind spielt, mit dem Kind reden, fragen, vor was es sich fürchtet, was es beschäftigt, dem Kind Lösungen vorschlagen lassen.
Das Kind auch nicht übergehen oder überrumpeln. So ein Schock oder Schreck wirkt lange nach.
Für mich ist am Nikolaus am wichtigsten, dass die Kinder wissen, warum sie beschenkt werden und das kann am besten die Geschichte von Nikolaus erklären: Alle Menschen weinten, als Bischof Nikolaus starb und versprachen den Kindern, dass sie jedes Jahr zu seinem Todestag sich ein Erwachsener als Nikolaus verkleidet und zu den Kindern kommt.
Und nein, man muss den Krampus nicht künstlich dazu nehmen. Aber wenn er da ist, in den Köpfen der Kindern, dann darf man ihn nicht wegreden, verharmlosen oder größer machen. Das verstärkt die Angst massiv. Dann gehört er gehört 🙂
Und – wer die Kinder zum Bravsein zwingt, mit Hilfe des Nikolaus, der hat den Sinn nicht verstanden. Schade um das Fest. Nötigung ist ja bei Kindern nicht strafbar- leider! Muss ja nicht gleich Gefängnis sein- ;-))))
Ein schönes Nikolausfest allen heute, wünsche ich Euch, wenn auch schon im nachhinein.