Als ich euch im letzten Beitrag auf die multiplen Intelligenzen aufmerksam machte, kam eine ganz bestimmte Intelligenz nicht zu Wort und zwar die
Emotionale Intelligenz.
Daniel Goleman schrieb ja einst das bekannte Buch darüber.
Dieses Buch war ein Meilenstein im Wissen um das Gehirn des Menschen. Mittlerweile schreitet man auf dem Weg der Erforschung des menschlichen Gehirns in Riesenschritten voran und speziell für mich ist es jedesmal ein Abenteuer, darüber zu lesen. Doch alles was wir bis heute wissen, ist erst der Anfang.
Die emotionale Intelligenz, die Gardner so nicht beschrieben hat, wird aber eine der wichtigsten Intelligenzen der Zukunft sein. In Zeiten wo Digitalisierung, Roboterisierung und der Umgang mit künstlichen Intelligenzen gang und gäbe sein wird. Umso mehr ist die rein menschlich emotionale Intelligenz gefragt.
Gefühle zu erkennen, richtig zu deuten und daraus Schlüsse zu ziehen, wird uns noch länger keine Maschine abnehmen.
Ebenso unsere Bedürfnisse und die der anderen zu sehen und achtsam damit umzugehen, wird ausschlaggebend sein, ob wir als Menschheit überleben oder nicht.
(neben den Raketen der Großmächte und der Klimakatastrophen).
Individualität ist ein Wort unserer Zeit und deswegen sollten wir die Zukunft unserer Kinder nicht wieder dafür opfern, sie zu willfährigen Sklaven von Wirtschaft und Politik zu machen, indem man euch Eltern einredet: Gute Noten, Matura, studieren- nur so hast du eine Chance. Keiner meiner vielen Kinder – die ich begleitet habe und das waren so um die 500 – waren gleich. Jedesmal war ich wieder überrascht, welch individuelle Fähigkeiten und Begabungen, Talente und Vorstellungen in jedem Kind stecken. Begabungen, die beglücken und ein sinnvolles Leben ermöglichen können, auch mal ohne Matura.
Ich möchte keinesfalls den Erfolg schmälern, der auf logisch-mathematische Kompetenzen oder sprachliche Intelligenz beruht. Das ist großartig. So großartig wie jede andere Intelligenz es auch ist. Doch erst in Kombination mit anderen Intelligenzen wird es daraus wirklich erfolgreich sein. Denn ich kenne viele Akademiker, die ihr Familienleben nicht auf die Reihe bringen oder sich sehr unsozial gegenüber ihren Kollegen verhalten.
Und das sollten die Kinder wissen, nachdem sich die Eltern vergewissert haben, welche Hochbegabung in ihrem Kind steckt.
Habt ihr ein Kind, dass gerne anderen etwas beibringt, eine kleine Führungspersönlichkeit ist, sich inmitten der Menschenmenge pudelwohl fühlt, sich sozial engagiert und gerne Party macht, sich willenstark und unabhängig zeigt, dann freut euch über die „Interpersonale Intelligenz“ eures Kindes und sagt ihm das. Besonders, wenn es sich vielleicht im Rechnen oder bei der Einzelkonzentration schwer tut.
Und wenn euer Sohn ständig kleine Tiere seziert, euch auf Mülltrennung aufmerksam macht, am liebsten immer ein Haustier um sich haben und nur mehr biologische Lebensmittel essen möchte, dann freut euch über die „Naturalistische Intelligenz“ eures Kindes, auch wenn es kaum musikalische Fähigkeiten hat und sich in der Rechtschreibung schwer tut. Auch, wenn du vielleicht Musiker bist oder dir ein Spaziergang schon eine Anstrengung ist.
Ebenso ist eine sozial ausgeprägte Kompetenz genau so viel wert, wie die „visuelle Intelligenz“ deiner Tochter, die jetzt schon Modeschauen macht und sich als Fotografin ihr Leben vorstellen möchte.
Wichtig ist, dieses dem Kind gegenüber mit Worten auszudrücken und ihm mit Worten seine Intelligenzen auf die „weiße, leere Tafel“ zu schreiben, die ich euch im Beitrag „Tabula rasa“ beschrieben habe. Sein Selbstwert wird erheblich gestärkt.
Viel Freude beim Auffinden der Hochbegabung eurer Kinder.
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